Am Ziel

Pressestimme

»…Jetzt inszeniert Jan Bosse … dieses selten gespielte Drama mit einer erstklassigen Besetzung in Frankfurt, Jennifer Minetti als Mutter, Marina Galic als Tochter, Jens Harzer als Dramatiker. Und siehe da, nach dem man etwa eine Stunde Jennifer Minetti beim beschwingten Bezwingen des gewaltigen Monologs zugehört, Marina Galic beim fast stummer Ertragen desselben zugesehen und dabei gerätselt hatte, was Bosse mit dem guten alten Bernhard will, konnte man ein mittelgroßes, unverhofftes Theaterwunde erleben… Minetti ist in den letzten Jahren in Frankfurt zu einer außerordentlichen Schauspielerin geworden, sie ist in ein Format hineingewachsen, das ihr in München nie zugestanden wurde… Galic schraubt sich mit stummer Spannung in eine merkwürdige Zwischenlage, mit wachsender Bestürzung kämpft sie gegen die Mutter um den dramatischen Schriftsteller wie um das Theater, und beide steigern sich in veräußerlichtes, aber keineswegs distanzierendes Lachen und Heulen. Dazu stumme Schreie, gespielte Tode, aus Überlegenheit wird Angst, aus Unterdrückung Erkenntnis, alles so hochtheatralisch wie bedrängend. Der dramatische Kern von „Am Ziel“ wird sichtbar, der unabschließbare Kampf um Macht und Freiheit, das große Spiel von der Selbstbehauptung…Bosse hat in der Komödie die Tragödie bloßgelegt, er hat die Bernhardschraube weiter angezogen und damit diese Schraube wieder in ihrer Mutter verankert. Eine dolle Leistung.«

Frankfurter Rundschau 26. April 2004