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Spielplan


Termine Großes Haus:

08. Februar 2002
27. / 28. März 2002

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Die blauen den kleinen, die gelben den Schweinen,der Liebsten die roten, die weissen den Toten


Regie: Wanda Golonka; Darsteller: Daniel Christensen, Véronique Dubin, Nicola Gründel, Friederike Kammer, Jennifer Minetti, Abak Safaei-Rad, André Wilms


Premiere 20. Dezember 2001/ Großes Haus

„Es gibt da so einen Querschnitt durch den Körper und dann einen senkrechten Schnitt, und dann gibt es hier noch einen Schnitt am Hals, damit man durchgreifen kann und den Magen hochziehen. Soviel ich weiß hat diese Operation sechs oder sieben Stunden gedauert, es arbeiten vier Chirurgen gleichzeitig an dir. Interessant fand ich die Terminologie, das habe ich aber hinterher erst gehört. Ich habe einen von den Ärzten, die dabei waren, nach dem Verlauf der Operation gefragt. Und er sagte: ja, zunächst sind diese Schnitte, und dann stellen wir den Magen dar. Dieses Vokabular ist interessant, die Darstellung des Magens. Das heißt, es wird alles weggeschnitten, was die Sicht auf den Magen behindert. Das heißt darstellen. Das hat mich an Liebermann erinnert: „Zeichnen heißt weglassen.“ Das ist eine Kunst.“ (Heiner Müller im Gespräch mit Alexander Kluge: „Mein Rendezvous mit dem Tod“, in: Alexander Kluge, Ich bin ein Landvermesser: Gespräche mit Heiner Müller, Hamburg 1996)

Prosa Texte und Gedichte von Heiner Müller bilden das Textmaterial für ein Stück, das versucht im Theater „den Magen darzustellen“.
Die Auswahl der Texte entsteht in der Auseinandersetzung und Reibung des ICH (Erfahrung, Persönlichkeit, Lebensgeschichte und Lebensmuster der Darsteller) mit dem literarischen Material. Es ist die Transformation der persönlichen Erfahrung in einen Text. Der Text wird zum Körper, der auf der Bühne einen Raum ergreift und konkrete Form annimmt.
Der Theaterraum und die Choreographie des Stücks entwickelt sich aus der Metapher der „Wunde“. Theater wird bis auf seine Essenz seziert. Im gleichwertigen Zusammenspiel der Theatermittel (Raum, Licht, Ton, Bewegung) entsteht so dann ein Erfahrungsraum, der nicht länger zusammenhängende Geschichte erzählt, sondern in eine Welt der Möglichkeiten entführt: Traum, Rausch, Wahn, Imagination oder Täuschung, Utopie oder Mythos, Erinnerung und Sehnsucht, Augenblicke.


Die Bewegung ist die Bewegung
Das Licht ist das Licht
Der Ton ist der Ton
Die Stille ist die Stille
Worte stehen für das Mißverständnis
Bilder für Lüge
Bewegung für Stillstand

Kaum, nichts ist sich selbst (genug).

Der Raum ist los.

Wanda Golonka / VA Wölfl / 1989

Der Titel ist Text der Text ist Bild das Bild ist Ton der Ton ist Bewegung die Bewegung ist Licht das Licht ist Raum der Raum ist Theater das Theater ist leer

Wanda Golonka / 2001

Es gibt einen Demokratismus in der Ästhetik, also die Gleichberechtigung von Elementen, aus denen eine Theateraufführung sich zusammensetzt. Also das Licht ist genauso wichtig wie der Ton und die Kostüme und das Bühnenbild ist genauso wichtig wie das was gespielt wird, wie der Text. Es gibt keine Hierarchie, also keine Unterordnung von Schauspielern unter einen Text, keine Unterordnung von Text unter Schauspieler oder Bühnenbild, und das ist angenehm.

Heiner Müller / 1986