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Spielplan


Termine Großes Haus:

20. / 21. / 27. März 2009
04. / 05. / 17. / 18. April 2009
02. / 04. / 13. / 17. / 19. / 20. / 30. Mai 2009

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OTHELLO

Pressestimmen


„In ihrer ganz musikfreien Inszenierung gelingen Blattner einprägsame Momente. Der Zuschauer kann die Erschütterung Desdemonas am eigenen Leib spüren, wenn sie, ob der Vorwürfe des Ehebruchs wütend wie ein getroffener Stier an die Seitenwände donnert. Und mucksmäuschenstill ist es im Saal, wenn Othello seine Geliebte mit beinahe zärtlicher Lust ermordet. Eine stille Tat, die aus einer Umarmung in ein Ersticken sinkt. Ganz weich das Gesicht des Mannes, als er im Schneidersitz vor der toten Desdemona hockt wie vor einem Altar. Jago hat sich derweil unters Volk gemischt, beobachtet alles von der Galerie. Als es vorbei ist, tritt er wieder hinzu. Black. Den Schluss, in dem Othello seines Irrtums gewahr wird und sich selbst umbringt, zeigt Blattner nicht. Sie konzentriert den Stoff vielmehr, pult seinen Kern heraus. Und was sie dabei zutage fördert, kann sich sehen lassen.“

Nachtkritik, März 2009


„Ein starker Theaterabend. Er braucht nur zwei Stunden, aber am Stück. Er tändelt nicht. … Jetzt erhebt sich um das Publikum ein Lärm und Wind, und es darf hinter die Mauer, wo sich ein in etwa elisabethanisches Theater auftut. Auf zwei Galerien sitzen die Zuschauer rundherum und blicken in das stufige, mit grauem Teppich belegte Spielfeld, eingerichtet von Alain Rappaport. Das ist an sich schon spektakulär - ein Theater auf dem Theater - und dazu in der Benutzung wirkungsvoll. … Die Entscheidung, nur Männer spielen zu lassen - bei durchweg vorzüglicher Besetzung -, ist kein elisabethanischer Gag, sondern eine reizvolle Nebensache. Bert Tischendorf ist als Desdemona nach Sekunden selbstverständlich, ihre Schönheit kein Tuntenspaß. … Dafür dann aber dieses Ende, unverschämterweise nicht, wie Shakespeare es schrieb und ohne Gerechtigkeit nirgends, aber sehr unheimlich. Jago bringt wider Erwarten Cassio, Rodrigo (mit einem Genickbruch, den man zwei Tage später noch im Ohr hat) und dann noch seine Frau um. Ohne Requisiten ist er dabei auf seiner Hände Arbeit angewiesen. Dann singt er das "Finale"-Liedchen der Fußballfans vor sich hin und schottet das graue Teppichfeld nach außen ab. Das dauert ewig. Das ist kaum auszuhalten. Othello und Desdemona bleiben allein zurück. Von der Galerie aus schaut Jago dann dem letzten Mord zu und schnauft uns in den Nacken. Und zwar nicht im übertragenen Sinne. Der Mann ist gemeingefährlich, aber am Ende macht er nichts anderes als wir: Still zusehen. Der Rest ist Schweigen, ernsthaft.“

Frankfurter Rundschau, März 2009


„So ungefähr können wir uns das elisabethanische Theater vorstellen: derb, drastisch, körperbetont, ein Gladiatorenkampf mit Worten, aufgeführt in einer Arena, auf die von mehreren Seiten die Zuschauer herabschauen. Das Geschehen kommt ohne Requisiten, Bühnenbild, die Einteilung von Räumen aus. Alle Darsteller sind Männer. Die Illusion wird allein durch deren Spiel erzeugt. Und die Kostüme. … Aljoscha Stadelmann ist eine Idealbesetzung für diese Rolle. Er ist allgegenwärtig. Auch wenn er nichts sagt, ist er anwesend. Der große Strippenzieher, der satanische Intrigant, der mit subtilen Mitteln Othellos (Joachim Nimtz) Eifersucht weckt, um sich an dem General in Venedigs Diensten dafür zu rächen, dass er statt seiner Cassio (Patrick Heyn) zum Leutnant ernannt hat. … Bert Tischendorf als Desdemona gelingt das Unwahrscheinliche: Der Besucher vergisst nach einer Weile, welches Geschlecht der Mime hat. Gegen Ende rast er wie ein wildgewordenes Tier an den Wänden entlang, die den Bühnenraum definieren. Das stärkste Bild dieser "Othello"-Deutung. …“

FAZ, Rhein Main Zeitung, März 2009


„… wie die Regisseurin im Schauspiel Frankfurt die Wucht der Shakespeare-Tragödie entrollt, das beeindruckt. So radikal wie mit dem Text nach einer Übersetzung von Horst Laube, in dem zwischen gegenwärtiger Prosa immer mal wieder klassische Verse aufblitzen, verfährt die Dramaturgie mit dem Personal. Fünf Schauspieler, sämtlich männlich, teilen sich sechs Rollen, zwei davon weiblich. Noch rigoroser freilich ist Alain Rappaport mit dem Großen Haus umgegangen. Der Anblick beeindruckt. Den Prolog erlebt das Publikum hinter den Kulissen, stehend. Dann erst nimmt es unter Sturmgebraus auf den vier Seiten der abgesenkten Bühne Platz, in zwei Etagen, die schwarz um den grau ausgelegten Boden herum gezimmert sind. Mehr Draufsicht und Nähe zum Geschehen geht nicht. Dreh- und Angelpunkt ist natürlich Jago, den Aljoscha Stadelmann mit erdrückender Physis ausstattet. … Das Ergebnis hat bei aller verbalen Derbheit leisere Stellen, bei aller Dramatik komische Elemente, bei aller kruden Körperlichkeit zarte Momente.“

Offenbach Post, März 2009