Um es in der Spache der Jugendlichen auszudücken: "Oh lol, war das geil...boha alta, allein die Beleidigungen/Ausdrücke waren der Hammer, voll krass genial gemacht"...Jaja, denn welcher Jugendliche achtet schon auf die Handlung, bei solch einer vulgären Sprache.
Es ist ein etwas anderes "Schauspiel"...und eben das gefällt. Die Schauspieler sind mit Engagement und Begeisterung bei der Sache, dass merkt man einfach, umso mehr Spaß macht das Stück.
Doch irgendwann betete ich nurnoch, dass die Aufführung bald zuende sein würde. Ob es nun an meiner Lehrerin lag, die meinte, wenn das Stück nicht um Punkt 22uhr fertig wäre, müssten wir rennen (ich hasse rennen) um den Zug nach Hause zu erwischen oder an der einfachen Tatsache, dass irgendwann die Luft raus war und nichts aufregendes mehr folgte, weil das Pulver einfach schon verschossen war...ich weis es nicht genau.
Ich weis nur eins, einen Besuch ist das Stück auf jeden fall Wert. Wenn sich Ihnen also die Möglichkeit bietet, dieses Stück anzuschauen, dann nutzen Sie sie...ABER bringen Sie Zeit mit
hm...der Text ist wohl doch etwas länger, als ich gedacht hatte, was soll"s.
mfG Irgendwer
Denn, zu sehen ist eine wirklich ungewöhnliche Inszenierung, im besten Sinne. Nicht nur die dem alten englischen Spektakel-Theater nachempfundenen Zuschauertribünen sind einfallsreich und spannend. Das Spiel der Akteure ist einfach überzeugend, aber für alle Beteiligten auch körperlich anstrengend. Wirklich für alle, denn auch der Zuschauer muss hier einiges aushalten und leisten, z.B. wenn Jago zu Beginn die auf der Hinterbühne die zum Vorspiel im Stehen versammelten Zuschauer aggressiv anbrüllt und das Auditorium damit von Beginn an mit in die Handlung zieht. Ja, dieser Jago ist stinksauer auf Othello, er ist rasend. Dem möchte man nicht alleine bei Nacht begegnen. Dem treuen Jago wurde die Beförderung verwehrt, ihm wurde ein Schönling (Cassio) vorgezogen. Jago hat die Fäuste in den Taschen geballt und sinnt auf Rache. Er möchte die ganze Gesellschaft aufmischen und das gelingt ihm. Aljoscha Stadelmann spielt diesen Wechsel zwischen Intrigant und naiven Schleimer nuancenreich und überzeugend. Wer von uns kennt nicht auch genau solche Typen? Joachim Nimtz als Othello gibt zu Beginn den frisch Verliebten, der sich nach erledigter Schlacht endlich seiner Desdemona widmen kann. Allerdings ein Glück von kurzer Dauer. Denn da ist der vermeintlich treue Jago, der ihm den bitteren Trank der Eifersucht in kleinen Schlucken einflößt, solange, bis Othello durchdreht. Dieser Gemütswechsel wird beeindruckend von Nimtz gespielt! Man möchte ihm von oben zurufen, dass er nicht auf Jago hören soll, aber die Eifersucht ist stärker, das Schicksal nimmt seinen Lauf. Hier zieht einzig und alleine Jago die Fäden. Und am Ende sieht er sich, auf der Tribühne sitzend von oben herab, genussvoll an, was er angerichtet hat um uns mit einem "Und jetzt?" nach Hause zu schicken.
Auch wenn der ein oder andere Zuschauer möglicherweise sich über die zum Teil "politisch-inkorrekten" sprachlichen Adaptionen und die häufige Verwendung des "F"-Wortes wundern mag. Ich denke, Shakespeare hat seinen Text genau so gemeint. Denn worum geht es in dieser Tragödie eigentlich? Um nicht weniger als um Liebe, Verrat, Hass, Niedertracht und den Menschen als wandelnde Zeitbombe. Es könnte vielleicht jeden von uns treffen wie es Othello traf.