OTHELLO

Zuschauerkritiken



weber a.
herausragend bert tischdorf als desdemona.
leider wird durch das uebertieben inszenierte gehabe von japo ( finale ?!) das stueck letztlich zerstoert.

denken sie sich selber eine Überschrift aus


Niemand wichtiges
Ich werde mich kurz und knapp halten, denn wer liest schon gerne lange Kritiken/Empfehlungen

Um es in der Spache der Jugendlichen auszudücken: "Oh lol, war das geil...boha alta, allein die Beleidigungen/Ausdrücke waren der Hammer, voll krass genial gemacht"...Jaja, denn welcher Jugendliche achtet schon auf die Handlung, bei solch einer vulgären Sprache.
Es ist ein etwas anderes "Schauspiel"...und eben das gefällt. Die Schauspieler sind mit Engagement und Begeisterung bei der Sache, dass merkt man einfach, umso mehr Spaß macht das Stück.
Doch irgendwann betete ich nurnoch, dass die Aufführung bald zuende sein würde. Ob es nun an meiner Lehrerin lag, die meinte, wenn das Stück nicht um Punkt 22uhr fertig wäre, müssten wir rennen (ich hasse rennen) um den Zug nach Hause zu erwischen oder an der einfachen Tatsache, dass irgendwann die Luft raus war und nichts aufregendes mehr folgte, weil das Pulver einfach schon verschossen war...ich weis es nicht genau.

Ich weis nur eins, einen Besuch ist das Stück auf jeden fall Wert. Wenn sich Ihnen also die Möglichkeit bietet, dieses Stück anzuschauen, dann nutzen Sie sie...ABER bringen Sie Zeit mit

hm...der Text ist wohl doch etwas länger, als ich gedacht hatte, was soll"s.

mfG Irgendwer

Chance nutzen, ansehen!


Barbara Deiker
Wow! Das war ein Theaterabend, den man nicht so schnell aus dem Gedächtnis verliert. Shakespeare pur, als mutiges, direktes und sehr intensives Schauspielertheater. Was die fünf Darsteller da in zwei Stunden auf die Bühne bringen, ist einfach genial gut: Ein erfrischend moderner Shakespeare-Text, der Momente der absoluten Ruhe und Spannung, Momente von mitreißender Vitalität und Momente quälender Selbstzerfleischung überzeugend vermitteln kann. Der Spielraum als Bewegungsraum - mehr steht den Schauspielern nicht zur Verfügung. So müssen sie aus sich selbst heraus die Magie des Stückes schaffen und uns Zuschauer auf ihre imaginäre Reise mitnehmen. Das ist fast durchgängig gelungen. Wie häufig schon sah man Shakespeares mörderisches Finale als peinliche Nummernshow, die einem als Zuschauer Fremdscham ins Gesicht trieb. Die Frankfurter Inszenierung schafft ein Finale, das die Zuschauer so in den Bann zieht, dass im wahrsten Sinne des Wortes "Totenstille" herrscht. Gebannt verfolgt man den kaltblütigen Selbstlauf Jagos und das tragische Tun des zur Bestie gerierten Othello. Schade, dass hier mit einem Treppenwitz (Jagos "Finalefußballfansong"), dieser besondere Moment (ab)gebrochen wird - ich hätte die Spannung gerne ungebrochen bis zum Schluss mitgenommen. Mehr Meckern ist nicht, stattdessen an alle die Empfehlung: Chance nutzen, ansehen!

Belanglos


Marcus Wendt / dominik1981@gmx.de
Der vielgelobte "Othello" des schauspielfrankfurt beginnt als Straßentheater. Doch die Angst, dass sich das Publikum danebenbenimmt, ist groß. Den Schauspielern traut man offenbar nur wenig Durchsetzúngsvermögen zu, so dass (teils unfreundliche) Ordnungskräfte allgegenwärtig sind.
Der Bühnenraum ist toll, wobei Aljoscha Stadelmann mit seinem angelernten Berlinerisch irgendwann dermaßen nervt, dass man ihn (nicht Jago!) in die Versenkung wünscht. Othellos Eifersucht und vor allem die Tatsache, dass er auf den übertrieben prolligen Jago reinfällt ist nicht wirklich nachvollziehbar, und wenn auch alles irgendwie sehr schön gespielt ist, bleibt am Ende doch Belanglosigkeit.

brillant


Torsten Kutschke / Torsten.Kutschke@gmx.de
War das eine großartige Unterhaltung! Klasse - minimalistische - Bühne, großartige Schauspieler, und zwar jeder der 5, gute Übertragung des Textes in eine etwas "modernere Sprache", das hat einfach nur Spaß gemacht. Großes Merci an alle Beteiligten!

Othello-tiefergelegt!


Christian Behl / cbehl@uni-mainz.de
Tiefer gelegte Autos sehen ja oft viel schnittiger aus und liegen stabiler auf der Straße. Und genau das gilt auch für die neue Othello-Inszenierung von Simone Blattner in Frankfurt, die den Bühneraum absenkt und uns Zuschauer unweigerlich zu Voyeuren einer menschlichen Katastrophe macht. Dieser Othello bietet zwei Stunden anspruchsvolles, kurzweiliges und vor allem entstaubtes Theater, teilweise mit Szenen, die den Zuschauer den Atmen stocken lassen. Das Publikum beobachtet von oben das dichte intensive Treiben der Akteure wie in einer Art Guckkasten. Es gibt kein Entrinnen aus dieser Bühnenbox. Die Schauspieler überzeugen, man nimmt ihnen die Tragödie emotional ab. Schauspiel pur ohne Nebel und Effekte. Kurz zusammengefasst: Hier gibt es kein Frontaltheater im bequemen Sesseln sondern beste Brot-und-Spiele auf harten Bänken. Beide Daumen nach oben! Also, unbedingt reingehen und ansehen!

Denn, zu sehen ist eine wirklich ungewöhnliche Inszenierung, im besten Sinne. Nicht nur die dem alten englischen Spektakel-Theater nachempfundenen Zuschauertribünen sind einfallsreich und spannend. Das Spiel der Akteure ist einfach überzeugend, aber für alle Beteiligten auch körperlich anstrengend. Wirklich für alle, denn auch der Zuschauer muss hier einiges aushalten und leisten, z.B. wenn Jago zu Beginn die auf der Hinterbühne die zum Vorspiel im Stehen versammelten Zuschauer aggressiv anbrüllt und das Auditorium damit von Beginn an mit in die Handlung zieht. Ja, dieser Jago ist stinksauer auf Othello, er ist rasend. Dem möchte man nicht alleine bei Nacht begegnen. Dem treuen Jago wurde die Beförderung verwehrt, ihm wurde ein Schönling (Cassio) vorgezogen. Jago hat die Fäuste in den Taschen geballt und sinnt auf Rache. Er möchte die ganze Gesellschaft aufmischen und das gelingt ihm. Aljoscha Stadelmann spielt diesen Wechsel zwischen Intrigant und naiven Schleimer nuancenreich und überzeugend. Wer von uns kennt nicht auch genau solche Typen? Joachim Nimtz als Othello gibt zu Beginn den frisch Verliebten, der sich nach erledigter Schlacht endlich seiner Desdemona widmen kann. Allerdings ein Glück von kurzer Dauer. Denn da ist der vermeintlich treue Jago, der ihm den bitteren Trank der Eifersucht in kleinen Schlucken einflößt, solange, bis Othello durchdreht. Dieser Gemütswechsel wird beeindruckend von Nimtz gespielt! Man möchte ihm von oben zurufen, dass er nicht auf Jago hören soll, aber die Eifersucht ist stärker, das Schicksal nimmt seinen Lauf. Hier zieht einzig und alleine Jago die Fäden. Und am Ende sieht er sich, auf der Tribühne sitzend von oben herab, genussvoll an, was er angerichtet hat um uns mit einem "Und jetzt?" nach Hause zu schicken.

Auch wenn der ein oder andere Zuschauer möglicherweise sich über die zum Teil "politisch-inkorrekten" sprachlichen Adaptionen und die häufige Verwendung des "F"-Wortes wundern mag. Ich denke, Shakespeare hat seinen Text genau so gemeint. Denn worum geht es in dieser Tragödie eigentlich? Um nicht weniger als um Liebe, Verrat, Hass, Niedertracht und den Menschen als wandelnde Zeitbombe. Es könnte vielleicht jeden von uns treffen wie es Othello traf.