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Spielplan


Termine Großes Haus:

24. / 25. September 2005
14. / 15. Oktober 2005
10. November 2005
10. / 11. Dezember 2005
26. Januar 2006
13. Februar 2006
03. / 22. März 2006
09. April 2006
31. Mai 2006
09. Juni 2006

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Pressestimmen

Die Präsidentinnen

Pressestimmen


»…Karin Neuhäuser als Möchtegern-femme-fatale Grete, die es der „Vorsehung“ zuschreibt, daß ihre Tochter mit dem Stiefvater ins Bett mußte, Olivia Grigolli als sparsam-spießige Erna, deren einziger Sohn ein stets alkoholisiertes Monster ist, und Yvon Jansen als weltabgewandte, das Hinabtauchen in den Orkus der Aborte als heilige Handlung begreifende Mariedl hauchen den Figuren Leben ein – falsches und richtiges. Die Darstellerinnen leisten Erstaunliches. Aus den Kunstfiguren werden Verzweifelte, Unflätige, Gewalttätige, wie sie ein unbändiges Schicksal hervorbringt. Ein großer Text, der kongeniale Schauspielerinnen gefunden hat.«

Frankfurter Allgemeine Zeitung 27. September 2005

»…Wie menschliche Kanarienvögel sitzen sie auf der Fensterkante, lassen die Beine baumeln un dblicken aus dem um sie versammelten Nippes – Marienstatuen, Fotos vom Dalai Lama und Mutter Theresa, Kakteen, Kinderspielzeug – ins Publikum… Während die Geräuschkulisse zunächst Kirchenmusik und Klangmaterial verfremdet, erfreut sich der Zuschauer an Stéphane Laimés Bühnenbild. Es walzt das kleinbürgerliche Interieur platt wie eine tote Katze auf der Straße des Lebens (Schwab ist der Serien-Haustierkiller des Dramas), richtet die unappetitliche Kleinbürger-Leiche auf wie einen überdimensionalen Setzkasten… Schwabs metaphysisch aufgeblähter Kleinbürger feiert absurde Urständ’ – grotesker kriegt man sie kaum zu sehen.«

Frankfurter Neue Presse 26. September 2005

»… Das Schauspiel Frankfurt hat Jan Bosses Inszenierung der „Präsidentinnen“ jetzt ins hiesige Große Haus geholt. Zwei weitere Aufführungen im Oktober sollte man nutzen…»

Frankfurter Rundschau 27. September 2005

»…Jan Bosse hat das Stück als Rampentheater inszeniert. Dabei kann er sich zuallererst auf die pointierte Spielweise der drei grandiosen Schauspielrinnen verlassen…«

Offenbach-Post 27. September 2005

»…Die Bühne von Stéphane Laimé ist ein herrliches Sammelsurium von Flohmarkt- und Sperrmüllfunden und eine spannende Exkursion in die Geschmacklosigkeit. Heiligenbilder, ein seine inneren Organe herzeigender Torso, Reste von Tischen und Kommoden, ein Aquarium mit künstlichen Fischen, eine Sammlung stumpf gewordener Plastikblumen… (Jan Bosses) Präsidentinnen sind die reinen Göttinnen der Kloake, ihre Einfalt ist systemimmanent, und sie zeigen das Ganz-Unten-Sein als Daseinszustand, der eine eigene deprimierende Würde generiert.«

Main-Echo 27. September 2005

»Wer diese Vorstellung kopfschüttelnd und frühzeitig verläßt, dürfte zur Kategorie jener Theaterbesucher gehören, die ihr Abonnement aus gesellschaftlichen Gründen haben. Das sind all jene, die ihre neueste Krawatte vorführen oder beim Sektchen hinterher Geschäfte abschließen wollen. Diesen Herrschaften schlägt das kotträchtige Nestbeschmutzen eines Werner Schwab noch immer auf den Magen… Das Premierenpublikum war – mit wenigen Ausnahmen – von dieser hervorragend inszenierten und in allen Details stimmigen Zerstreuung begeistert. Neben den sprachmächtigen und fein nuancierten Leistungen der Schauspielerinnen zieht das Bühnenbild in seinen Bann. Auch das Zusammenspiel von Lichteffekten und Musik ist stimmig… Mit einer Spiellust, die eine Freude ist, bringen Neuhäuser, Grigoli und Jansen die skurrilen Schwab-Figuren auf die Bühne…«

Gießener Anzeiger 27. September 2005

»…Schwabs brachiale Sprachgewalt entfaltet in der sensiblen Inszenierung von Jan Bosse… eine ungeahnte Poesie, die betört und gefangen nimmt. Das ist vor allem das Verdienst dreier großartiger Schauspielerinnen, die ihren nicht gerade sympathischen Figuren eine verblüffende Vitalität einhauchen…«

Gießener Allgemeine 26. September 2005

Pressestimmen zur Zürcher Aufführung

»Erna, Greta und Mariedl sind die bonbonfarben gekleideten Schaubudenfiguren auf diesem falschen Jahrmarkt des Glaubens.
Drei Schwestern, zwei mit mißratenen Kindern, deren kaputte Seelen ihre Mütter verschulden, weil sie stets die Augen vor der Realität verschließen, auch vor Inzest und Nazitum. Nur die dritte, die gute Mariedl, scheut die Wahrheit nicht, auch wenn diese ›Scheiße‹ ist. Doch Wahrheitsliebe ist nach Schwab in unserer Gesellschaft eine Untugend, darum büßt Mariedl sie mit dem Tod: Nachdem sie ihren Schwestern die Tagträume versauert hat, bringen die beiden sie um und nageln sie wie einen weiblichen Jesus ans Kreuz. Dann klappen sie den Flügelaltar zu, lassen ihn im Boden versenken und stimmen die ›Ernstliche Betrachtung der unendlichen Ewigkeit‹ des Barockpoeten Johann Rist
an. Worauf der Altar wieder hochsteigt und drei singende Doppelgängerinnen mitbringt: Diese drei Schwestern sind auch dem Teufel nicht geheuer. Umso mehr dem Publikum, das die knapp zweistündige Bibellektion mit tosendem Applaus dankt.«
(Baseler Zeitung)

»Bosse erweitert das Stück um eine wesentliche Dimension. Gleich zu Beginn ruft bedrohlich anschwellendes Geläut zu einem Offizium, das man – der Farbensprache des Fäkaldramas angemessen – getrost als braune Messe bezeichnen darf. Aus den Präsidentinnen sind Priesterinnen geworden; was sie verkünden und gleichzeitig darstellen, ist die Geschichte einer Passion. Olivia Grigolli als Erna glaubt mit der ganzen Inständigkeit ihrer sparsamkeitsgestählten Restkörperlichkeit an ein besseres Leben an der Seite des polnischen Fleischhauers Wottila.
Zur Popmadonna aufgedonnert, kann Karin Neuhäusers Grete die abgewrackte Venus in sich nur schwer verbergen. Und das
dämonisch puppenhafte Mariedl von Yvon Jansen? In der Hoffnung darauf, daß sich dereinst einmal alles wandle, hat es sich dem
sinnfälligsten Verwandlungsprodukt alles Irdischen verschrieben: dem Exkrement.
Glaube, Liebe, Hoffnung also, dabei erscheinen die drei Grazien in ihren antikisierenden Gewändern zugleich wie prophetische Sybillen, die aus dem stinkenden Bodensatz ihrer Wünsche die Wirklichkeit als Unheilsgeschichte offenbaren: das Theater als Schrottplatz der Religion, der am Ende samt und sonders im Bühnenboden versinkt.
Zurück bleiben die drei Frauen: Und sie beginnen zu singen: den Bachchoral: ›O Ewigkeit, du Donnerwort‹. Was für ein schöner
Moment! In ihm vermählt sich das entwaffnende Lachen über die Hölle des Lebens mit dem Ernst angesichts der Aussicht, jene Hölle könnte andauern in alle Ewigkeit. Dem schwabschen Rumpfexistenzenbarock setzt Jan Bosse mit dieser Deutung der Präsidentinnen die Glorie auf.«
(Stuttgarter Zeitung)