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Spielplan



Dantons Tod

von Georg Büchner
/ schmidtstrasse12
Dauer 1h 30 min

Regie: Philipp Preuss; Raum: Annette Riedel, Natascha von Steiger; Kostüme: Eva Karobath; Video: Ruben Aubrecht, Philipp Batereau; Dramaturgie: Sibylle Baschung; Darsteller: Hilke Altefrohne, Susanne Böwe, Susanne Buchenberger, Wilhelm Eilers, Oliver Kraushaar


Musikalische Betreuung: Christopher Brandt

Die Revolution ist tot. Es lebe die Revolution. Robespierre herrscht mit Terror über die großen Ideale. Danton hat das Töten satt. Aus den einstigen Weggefährten werden tödliche Gegner um die richtige Einstellung.

"You say you want a revolution / Well you know / We all want to change the world / You tell me that its evolution / Well you know / We all want to change the world / But when you talk about destruction / Don’t you know you can count me out / Don’t you know it’s gonna be alright / Alright alright"
(The Beatles)

Sechs Schauspieler spielen Dantons Tod. Dantons Tod spielen ist Erinnerung an RevolutionsGeschichte/n. Erinnerung an etwas Vergangenes oder Aufruf zu etwas Zukünftigem? - Eine Debatte um Revolution oder Resignation.
Zum Beispiel Frankreich, 1794: Während die Dantonisten das Ende der Revolution fordern, geht sie Robespierre noch nicht weit genug. Mit selbstgerechtem Terror arbeitet er an der Durchsetzung der großen Ideale. Danton, bereits zu Lebzeiten der Inbegriff revolutionärer Praxis, Führerschaft und blutiger Radikalität, aber auch der Ausschweifung und Bestechlichkeit hält diesen Weg für sinnlos. Aus ehemaligen Verbündeten werden tödliche Gegner um die richtige Einstellung. Wann ist die soziale Revolution beendet? Wie weit kann oder muß politisches Engagement gehen? Läßt sich eine Revolution führen? Wo hört das Recht auf Widerstand auf und fängt der Terror an?
In den Augen Robespierres erscheint Danton als korrupter Verräter an der revolutionären Sache. Danton muss sterben, damit die Revolution weiter lebt. Doch sein Tod reisst nicht nur seine Freunde mit. Robespierres folgt knapp vier Monate später. Sein Programm ist nicht mehrheitsfähig.

Die darauffolgenden Versuche, die soziale Revolution zu Ende zu führen sind bekannt. Ebenso deren Scheitern. Die Geschichte wiederholte sich, drehte sich im Kreis. Bis mit dem Ende des Kalten Krieges das Ende der Geschichte verkündet wurde. Der Zusammenbruch des Kommunismus bezeichnete nicht nur den Tod der sozialistischen, sondern gleich jeglicher gesellschaftspolitischen Utopie. So sagte man. Daß sich dahinter nur eine andere Utopie versteckte, die der freien Marktgesellschaft, verschwieg man. Mittlerweile bröckelt ihr utopischer Gehalt, die Armutsschere reisst weiter auf, mangels Alternativen befindet sie sich auf weltweitem Vormarsch. Nicht ohne Widerstand. Erneut würde gar überall auf der Welt der Ruf nach Revolution laut, wagt UN-Sonderberichterstatter Jean Ziegler zu behaupten und entwirft die Utopie einer neuen globalen Zivilgesellschaft. Ein Einzelfall? Ein harmloser Geisterbeschwörer? Ein chancenloser Provokateur? Ein hoffnungsloser Utopist? Oder ein Kriegstreiber?
Die Geschichte dreht sich weiter? Revolution oder Resignation? Und dazwischen keine Alternative?