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Spielplan



15. Festival der Union des Théâtres de l’Europe

DER INTERNATIONALE BLICK AM schauspielfrankfurt. Von Brigitte Fürle


Seit Beginn der Intendanz von Elisabeth Schweeger ist internationale Theaterarbeit am schauspielfrankfurt ein kontinuierlicher und mit großem Selbstverständnis getragener Beitrag im Spielplan. Frankfurt ist ein Ort der alltäglichen Begegnung vieler kultureller Identitäten, dies auch immer wieder künstlerisch zu reflektieren, den anderen Blick, das Fremde zuzulassen, auch andere Sprachen theatralisch zu sehen und zu hören, und damit zu arbeiten, dem gilt auch unsere Aufmerksamkeit, die zunehmend von Publikum und internationalen Gästen beachtet wird.

Eigen- und Koproduktionen
Das Herzstück des internationalen Blicks am schasupielfrankfurt sind Eigenproduktionen mit RegisseurInnen und KünstlerInnen wie Peter Greenaway, der 2001 die Eröffnungsproduktion Gold kreierte, die Hausregisseure André Wilms und Wanda Golonka, ebenso Stéphane Braunschweig, Leiter des Théatre National de Strasbourg, gebürtige Franzosen, die kontinuierlich am schauspielfrankfurt inszenieren, ebenso wie der schwedische Starbuchautor Henning Mankell, der hier sein Stück Zeit im Dunkeln 2003 zur deutschen Erstaufführung brachte und das Frankfurter Publikum in einer Lesung mit seinen afrikanischen Geschichten beglückte. Zuletzt gelang es, den international akklamierten neuen Regiestar Alvis Hermanis, Leiter des Neuen Rigaer Theaters, zu seiner ersten deutschsprachigen Produktion (Das Eis von Vladimir Sorokin) für das schauspielfrankfurt zu gewinnen und mit dieser Produktion auch eine Koproduktion mit der Ruhrtriennale 05 unter der Intendanz von Jürgen Flimm zu realisieren. Das Eis wurde soeben erstmals als ein Gastspiel des schauspielfrankfurt in Italien, beim 14. Internationalen Festival der Union des Théâtres de l’Europe in Rom, und im Berliner Hebbel am Hau 2 präsentiert.
Internationale Koproduktionsformen, beispielsweise mit den Kreationen des Frankfurter Künstlers Heiner Goebbels, der seit vielen Jahren erfolgreich am Théâtre de Vidy-Lausanne produziert, wurden zu einem kontinuierlichen künstlerischen Ereignis im Spielplan des schauspielfrankfurt, ebenso Kreationen beispielsweise des südafrikanischen Bildenden Künstlers William Kentridge (Confessions of Zeno), die einen Blick auf Theaterwelten auch außerhalb des deutschen Repertoiretheaters anbieten. Derzeit erarbeitet der Regisseur Peter Kastenmüller auf Einladung des Goetheinstituts in Taipeh eine deutsch taiwanesische Fassung von Fritz Katers neuem Stück Abalon, die im Januar 2006 im Kleinen Haus zur Uraufführung gelangen wird und im Herbst 2006 zum Festival nach Taiphe reist.

schauspielfrankfurt on tour
Internationale Gastspiele und Einladungen unserer Produktionen auf europäische Festivals und Häuser (siehe Beilage) sind ebenso wie die Eigen- und Koproduktionen ein wichtiger Schwerpunkt in der künstlerischen Arbeit des schauspielfrankfurt. Nach Rußland 2003 ist Korea 2005 bereits das zweite Gastland bei der Frankfurter Buchmesse, das sich am schauspielfrankfurt mit eigenen Theaterproduktionen im besonderen junger und noch unbekannter Regisseure erstmals international vorstellte. Stücke von Fritz Kater, Roland Schimmelpfennig und Justine del Corte wurden mit zwei chilenischen Gastspielen des Chilenischen Nationaltheaters aus Santiago de Chile (tiempo para amar tiempo para morir und Canto Minor) vorgestellt - neue deutsche Stücke – neue Blicke.

UTE
Seit Beginn des Jahres 2004 ist das schauspielfrankfurt nunmehr auch Mitglied der UTE - der 1991 von Giorgio Strehler gegründeten Union des Théâtres de l’Europe, einer Organisation von insgesamt 20 europäischen und russischen Theaterhäusern, repräsentiert durch den ehemaligen französischen Kulturminister Jack Lang als Präsidenten der UTE. Zuletzt wurden die erfolgreiche schauspielfrankfurt-Doppelproduktion von Armin Petras – Die Glasmenagerie und Zerbomt beim 13. UTE Festival in Porto, und DAS EIS Kollektives Lesen eines Buches mit Hilfe der Imagination in Frankfurt des lettischen Regiestars Alvis Hermanis beim 14. UTE Festival in Rom präsentiert. Im April 2006 wird das 15. UTE Festival erstmals in Frankfurt stattfinden, mit Theaterhighlights aus London, Barcelona, Budapest, Rom, Porto und einer Uraufführung von Alvis Hermanis. „Welttheater zu Gast im schauspielfrankfurt.“ - ist das Motto dieses internationalen Festivals. Der internationale Blick bleibt weit hin geöffnet.

Brigitte Fürle, ehemals langjährige Mitarbeiterin der Wiener Festwochen, wurde von Elisabeth Schweeger seit ihrem Amtsantritt für die Betreuung und Gestaltung der Internationalen Theaterarbeit ans schauspielfrankfurt verpflichtet.