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Spielplan


Termine Kleines Haus:

21. April 2008
09. / 10. / 11. Juni 2008
12. September 2008
31. Oktober 2008

Termine SANKT PETER; Stephanstr. 6, Frankfurt:

21. Januar 2009
12. Februar 2009
12. März 2009

Weitere Infos

Alexander Brill zur Gründung des Ensembles THEATERPERIPHERIE />
Pressestimmen />

Weiterführende Links:

www.theaterperipherie.de />
www.sanktpeter.com />
Casting laiensclub und theaterperipherie />

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EHRENSACHE

von Lutz Hübner
Das Stück, eine Produktion zusammen mit theaterperipherie, hatte am 26. Januar 2008 in der jugend-kultur-kirche sankt peter Premiere.
Dauer 1 h 30 min

Regie: Alexander Brill; Bühne: Alexander Brill; Kostüme: Nadja Kaster


Darsteller: Anja Arncken, Arasch Farugie, Deniz Kezer, Hadi Khanjanpour, Hartmut Volle


theaterperipherie ist Programm:

theaterperipherie
- setzt sich mit den „Menschen und Kulturen" in unserer gesellschaftlichen Peripherie theatral auseinander
- arbeitet mit DarstellerInnen, die ihre Wurzeln in der jeweiligen Peripherie haben
- stellt für jedes Projekt das Ensemble neu zusammen
- fühlt sich keiner einzelnen Gruppe oder Kultur verpflichtet
- ist ein Theater für migrantische und deutsche ZuschauerInnen gleichermaßen
- wird mit schauspielfrankfurt kooperieren oder koproduzieren




peripherie 1: Ehrensache von Lutz Hübner.

Zwei Jungen lernen zwei türkische Mädchen kennen, es ist Wochenende, und man verabredet einen Ausflug nach Frankfurt, in die Großstadt, will sich einen schönen Tag machen. Doch am Ende dieses Tages liegt eines der Mädchen tot auf einem Rastplatz mit mehr als dreißig Messerstichen regelrecht abgeschlachtet, und ihre zwei Jahre jüngere Freundin überlebt schwer verletzt, nur weil die Täter sie für tot halten. Zwar sind die beiden Täter schnell gefasst, aber was genau an jenem Tag passiert ist, bleibt unklar: Je nach Perspektive gibt es ganz unterschiedliche Versionen oder Vorstellungen davon, was zu einem solchen Exzess von Gewalt geführt hat. Woher kommt die Brutalität, mit der die beiden türkischstämmigen Jungen, die als freundlich und angepasst galten, zu gestochen haben? Welche Rolle spielen Frauen- und Männerbilder in dieser Geschichte? Ein psychologisches Spiel über gekränkte Ehre, Männerfreundschaft?

Zum Stück

Lutz Hübner entdeckte in dieser auf den ersten Blick privaten Tragödie einen grundsätzlichen sozialen und politischen Sprengstoff: Viele junge muslimische Frauen können in Deutschland kein selbst bestimmtes Leben führen, weil die patriarchalische Männerwelt darauf oft mit Gewalt reagiert! Sowohl die Frauen als auch die Männer sind Gefangene dieses Systems, aber die Opfer sind immer die Frauen. Tatsache ist, dass es in allen Gesellschaften ein Gewaltverhältnis zwischen Männern und Frauen gibt. Aber im Gegensatz zu den westlichen Demokratien, in denen Gewalt gegen Frauen offiziell verpönt ist, scheint es in anderen Kulturen immer wieder eine stillschweigende Akzeptanz dieser Gewalt zu geben. Auch wenn es von den unterschiedlichen Positionen unterstellt oder propagiert wird: Diese Gewalt ist durch nichts zu rechtfertigen oder zu legitimieren, schon gar nicht durch den Glauben, sei es durch den Islam, den Hinduismus, das Christentum oder den Buddhismus. Die Gewalt gegen Frauen tobt sich in Wirklichkeit dort am hemmungslosesten aus, wo das Patriarchat nach wie vor uneingeschränkt herrschen kann. EHRE ist ein zentraler Begriff im System dieses Patriarchats (der Körper der Frau ist die EHRE des Mannes!) und die gekränkte EHRE ist es, die in dem Stück Ehrensache die Hauptrolle spielt und zur Katastrophe führt.

Ehrensache ist in mehreren Stadt Theatern von deutschen Schauspielern gespielt worden. Ich finde das nicht in Ordnung, denn das kann nur ein Abend werden, in dem wir Deutschen über die „Anderen“ erzählen. Unser Ensemble setzt sich aus jugendlichen Darstellern aus der Türkei, Afghanistan, dem Iran und Deutschland zusammen. Ich verspreche mir von dieser Besetzung eine wesentlich höhere Authentizität und Kenntnis der Problematik der EHRE. Das könnte helfen, dem Publikum ein differenziertes Bild darüber abzugeben, in welchen Zwängen, Nöten und Widersprüchen junge muslimische Männer und Frauen hier gefangen sind, und wie kompliziert und verletzlich sich die gegenseitige Annäherung oft gestaltet.

Es ist nicht unsere Absicht, die Muslimische Community wieder mal mit dem Klischee der „Gewalt gegen Frauen“ in die Öffentlichkeit zu zerren. Diese Community ist in sich genauso differenziert, wie unsere deutsche, und entspricht keineswegs dem Bild, das wir uns von ihr machen. (siehe die blamablen Vorurteile in der „Auseinandersetzung“ über den Bau der Moschee in Hausen.) Nein, unser Abend möchte einem Publikum, das sich in der Stadt Frankfurt aus vielen Kulturen und Lebensformen zusammensetzt, zeigen, dass sich Muslime dieses Themas annehmen, weil es unter ihnen äußerst kontrovers beurteilt und verhandelt wird.

Die Spielorte

Der Spielort von theaterperipherie wird die jugend–kultur-kirche sankt peter sein: „sankt peter hat den Auftrag, die Peterskirche und ihre Ressourcen Ressourcen für Jugendliche der Rhein – Main - Region im Alter von 14 – 25 Jahren unabhängig von deren Nationalität oder Religionszugehörigkeit offen zu halten und Programmangebote zu verantworten.“ So lautet die Programmatik der GmbH.

Damit das Thema aber nicht in der Peripherie verschwindet, sondern auch an einem zentralen Ort seine Öffentlichkeit finden kann, wird Ehrensache ab 21. April 2008 auch im Kleinen Haus von schauspielfrankfurt gespielt werden.




peripherie 2: Leyla & Medschnun
Regie: Alexander Brill; in Koproduktion mit schaupielfrankurt

Nach dem erfolgreichen Start von theaterperipherie mit Ehrensache von Lutz Hübner möchten wir Sie mit den Plänen für unser nächstes Projekt bekannt machen.

Der große Erfolg, den theaterperipherie mit Ehrensache von Lutz Hübner feiern konnte, zeigt uns, dass dieses neue Theater in der Stadt Frankfurt angekommen ist. Die Vorstellungen sind alle ausverkauft, eine neues Theater Publikum ist in sanktpeter zu sehen. Die Diskussionen, die wir nach den meisten Vorstellungen mit dem Publikum führen, bestätigen uns das große Interesse an dem Thema. Beglückend ist die Tatsache, dass diese Gespräche immer mit einem großen gegenseitigen Respekt geführt werden. Beide Seiten - Migranten und Deutsche - stellen übereinstimmend fest, dass diese Aufführung nie verurteilt, keine Klischees bedient, sondern genau die Fragen stellt, über die beide Seiten nachdenken müssen, um ein besseres Verständnis voneinander zu bekommen.

Um den konzeptionellen Gedanken von theaterperipherie umzusetzen, ein Theater von Migranten für alle Bevölkerungsteile zu sein, haben wir diesmal nach einem Stoff gesucht, der keine Missverständnisse aufkommen lassen kann, wie wir sie im Vorfeld der Premiere leider erleben mussten. Nach einem Stoff, den die Migranten als zu ihnen gehörig verstehen, mit dem sie sich identifizieren können, auf den sie ohne Vorbehalte neugierig sein können. Und nach einem Stoff, der nicht das Trennende der Kulturen betont, sondern das Gemeinsame.

Wir haben uns für die Bearbeitung des Romans Leyla und Medschnun entschieden. Es ist eine Liebesgeschichte aus der Persischen Literatur (1180), mit Wurzeln in der arabischen Volkserzählung. Dieser Roman ist Kulturgut im arabischen, persischen und türkischen Raum. Man könnte Leyla und Medschnun als das morgenländische „Romeo und Julia“ bezeichnen.

Leyla und Queis mögen und lieben sich heimlich von Kindesbeinen an. Je älter sie werden, desto weniger sind sie in der Lage, ihre Liebe zu verheimlichen. Sie kommen ins Gerede, Leilas Eltern entdecken ihre Liebe, trennen die beiden und sperren Leila weg.
Die Trennung von der Geliebten raubte dem Jüngling die Heimat. Und wenn Leila nur im geheimen weinte, so stellte er sein Weh allen zur Schau...Er ging ohne Ziel, nur von seinem kranken Herzen getrieben...zwischen seinen Wimpern quollen unablässig die Tränen hervor und rannen über seine Wangen wie Wildbäche. Dazu sang er schmerzliche Lieder...Zog er seines Wegs rief man vor und hinter ihm: Sieh, der Verrückte! Medschnun kommt, der Verrückte...Nun machte ihn die Sehnsucht erst recht zum Sklaven der gefangenen Geliebten. Ein Wahnsinniger (Medschnun!) war er geworden, und zugleich auch ein Dichter. Er war die Harfe seiner Liebe und Qual.
Alle Versuche, die Liebenden wieder zu vereinen, scheitern an der hartnäckigen Weigerung von Leylas Vater. Er ist nicht bereit, seine Tochter einem „Verrückten“ zu geben. Eher wäre er bereit, seine Tochter zu töten. Die lebenslange Trennung der Liebenden ist der Beginn unsäglicher Leiden und Versagungen, von Krieg, Mord und Tod. Aber gleichzeitig ist es auch die Geburt des Poeten Medschnun, der den Verlust von Leyla in Schreiben von Liebeslyrik verwandelt.

Auch in dieser Produktion wird das Ensemble ausschließlich aus Darstellern bestehen, die ihre Wurzeln in diesen Regionen haben.


PARTNER

schauspielfrankfurt wird sich an Leyla und Medschnun als Koproduzent beteiligen.


schauspielfrankfurt in Koproduktion mit theaterperipherie; theaterperipherie ist mit LEYLA & MEDSCHNUN im offiziellen Rahmenprogramm des Ehrengasts Türkei der Frankfurter Buchmesse 2008 sowie bei den Interkulturellen Wochen der Stadt Frankfurt vertreten. Mit EHRENSACHE wird theaterperipherie von Lutz Hübner am 22. und 23. Oktober 2008 in Freiburg und am 29. und 30. November 2008 in Istanbul beim Theaterfestival the week of stop the violence against women gastieren.


theaterperiepherie steht mit dem Theater GarajIstanbul aus der türkischen Metropole Istanbul im Austausch: EHRENSACHE ist im November in das Theater GarajIstanbul zum Theaterfestival "the week of stop the violence against women"nach Istanbul eingeladen, auch LEYLA & MEDSCHNUN soll dort gespielt werden. Im Gegenzug ist das Theater GarajIstanbul mit ASHURA von Mustafa Avkiranim im Rahmen der Interkulturellen Theatertage 2008 am 12.Oktober, 20.00 Uhr, Großes Haus, am schauspielfrankfurt zu sehen.