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Spielplan


Termine schmidtstrasse12:

02. / 08. Februar 2008
08. / 14. März 2008
17. April 2008
21. Mai 2008

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Zur Sache Dandy! / Dear Wendy

Ein Doppel-Feature.
Zur Sache Dandy! Ein Projektil von Florian Fiedler und Robert Lehniger
Dear Wendy nach dem Drehbuch von Lars von Trier; Uraufführung
Die Produktion hatte am 2. Februar 2008 in der schmidtstrasse12 Premiere.

Regie: Florian Fiedler, Robert Lehniger; Raum: Bernd Schneider; Ausstattung: Irene Ip; Musik: Martin Engelbach; Video: superjeans; Dramaturgie: Marcel Luxinger; Darsteller: Mathias Max Herrmann, Anne Müller, Nicholas Reinke, Sebastian Schindegger, Wieland Schönfelder


Der Chor der Weltkriegsveteranen:
Rosemarie Bock, Helga Comperl, Wolfgang Gropp, Gunter Knauf, Peter Srezek, Klaus Zeun


Zum Doppel-Feature

In E. A. Poes Erzählung Der Alb der Perversion geht es nicht nur um einen grundlosen Mord, dieser wird vielmehr durch ein sinnloses Geständnis verdoppelt – eine zweifache Verrücktheit, die ein schwarzes Loch der Unerklärbarkeit hinterlässt. Schließlich kann kein Motiv grundloser und unvernünftiger sein, nichts aber unwiderstehlicher: »It is a radical, a primitive impulse – elementary.«
Es verwundert daher nicht, dass gerade die Psychopathologie aus diesem Reservoir geschöpft hat. Nervenstränge werden als »Zündschnüre« angesprochen, Ganglienzellen als »mikroskopische Pulverminen«. Vor allem aber hat man in der Neurologie die »Auslösung« einem primitiven Zustand des Nervensystems zugeschrieben. Ein Beispiel dafür ist die Begegnung mit einem unerwarteten Reiz, etwa wenn man einen glühenden Ofen berührt und dann nicht nur mit dem Finger, sondern mit der ganzen Masse des Körpers zurückzuckt. Und ein Beispiel dafür ist schließlich auch die Reaktion des Amokläufers, dessen Bewusstsein plötzlich von unspezifischen Vorstellungen überflutet wird – eben das, was die Attacke auslöst.
Die Entdeckung des Sozialen ist im 19. Jahrhundert weniger mit vernünftiger Verhaltensweisen verbunden, sondern mit der Beschreibung eines Bands, das aus Nicht-Personen, aus unbewussten Imitationen und irrationalen Reflexen besteht. Niemand hat das so deutlich formuliert wie Gabriel Tarde: Der soziale Mensch agiere als Träumer oder Automat, und das Soziale insgesamt konstituiere sich in der Zirkulation von Irrationalitäten und Unwirklichkeit. Primitivität und Bewusstlosigkeit, Ansteckung und Suggestion, unspezifische Reaktionsweisen und Somnambulismus – mit diesen Eigenschaften ist die Masse nicht nur zur Verkörperung des Sozialen geworden, sondern zugleich zum Inbegriff einer äußersten Gefahr; die Masse ist stets eine verbrecherische Entität. In den bizarrsten Verbrechen Einzelner verwirklicht sich, was die Masse immer schon ist, wie umgekehrt jeder Einzelne im Massenverband nur als potenzieller Verbrecher existiert.

Kompiliert aus Joseph Vogl, Alb der Perversion: Amok und soziale
Irrealität, in: Jörg Huber (Hg.), Ästhetik Erfahrung (=
Interventionen 13), Edition Voldemeer Zürich / Springer Wien New
York, 2004, S. 137-153.

Zum Autor von Dear Wendy

Lars von Trier (geb.1956) ist ein dänischer Regisseur und einer der bedeutendsten Filmemacher Europas.


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