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14. / 15. Januar 2005

Dark Room - Liebe im Kino

Kinothek Asta Nielsen präsentiert:
// Darkroom – Liebe im Kino
/ Kuratorin: Karola Gramann
/ Symposion – Die Filmdiva. Versuche einer Annäherung




Filmpräsentationen, Vorträge und Diskussionen. Gäste: Katharina Sykora (HBK Braunschweig), Richard Dyer (University of Warwick, England), Eric De Kuyper (Brüssel), Matthias Müller (Kunst- und Medienhochschule Köln) und Werner Schroeter (angefragt). Gezeigt werden die Callas-Filme von Schroeter und Müllers Home Stories.

Einführung: Heide Schlüpmann und Martin Dannecker

Im Phänomen der Diva kulminiert ein Liebesverhältnis, welches das Kino zwischen Leinwand und Publikum herstellt – jenseits der Geschlechterrollen im Film, jenseits auch der heimlichen sexuellen Vergnügungen im dunklen Raum des Kinos. Für den Star bereits gilt, daß er über fetischistische und voyeuristische sexuelle Strebungen den Zuschauerinnen und Zuschauern ein Befriedigung gewährt. In noch weiterreichendem Sinne trifft dies aber auf die Diva zu. Denn sie hat ein ganz anders Fortleben jenseits des Kinos. Zu ihr gehört etwas Tragisches, ein lebensgeschichtliches Scheitern, das die Größe, den Glanz ihrer artifiziellen Erscheinung bricht und eine existentielle Nähe zu ihrem Publikum schafft. Der Kult um die italienischen Filmdiven Francesca Bertini, Pina Menichelli und Lyda Borelli veranlaßte Anfang des 20. Jahrhunderts einige Regisseure, Filme allein um der Darstellerinnen willen zu inszenieren. Diven sind Stars mit einer zusätzlichen Qualität. Diese zusätzliche Qualität läßt sich aber weder allein mit den Inszenierungs- formen, noch allein mit dem Schauspiel oder einer bestimmten Starqualität erklären. Das gewisse Etwas der Diven besteht in einem Surplus, welches aus dem Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren hervorgeht.

Als Sonderfall des klassischen Stars betrachtet wird die Diva aus kultur-wissenschaftlicher Perspektive. Als »Unfall in der industriellen Maschinerie des Starsystems« (Bronfen 2002) beziehe die Diva ihre Wirkung aus einer doppelten Körperlichkeit: »dem Image (erzeugt durch die einzelnen gespielten Rollen sowie durch die offscreen personality, die sich aus der Gesamtheit der diversen Rollen, durch die man sie kennt zusammensetzt) und dem das Bild erstellenden Leib (dem des Schauspielers, der jenseits seiner Rollen ein Privatleben hat).« Von dieser Art doppelten Körperlichkeit zeugen vor allem auch die Filmdiven des Kino.

Das Symposium beschäftigt sich mit der kinematografischen Dimension der Diva, wobei die Frage nach dem Geschlecht im Zentrum steht. Erstens wird davon ausgegangen, daß im Phänomen der Diva das Liebesverhältnis, welches der Zuschauer im Kino eingehen kann, kulminiert. Für den Star bereits gilt, daß er dem Zuschauer über fetischistische und voyeuristische Strebungen eine Befriedigung gewährt. In einem noch weiterreichenden Sinne gilt dies für die Diva, die nach dem Kino in einem spezifischen Sinne fortlebt. Der Diva haftet etwas Tragisches an, ein lebens-geschichtliches Scheitern, das die Größe, den Glanz ihrer artifiziellen Erscheinung bricht und eine existentielle Nähe zu ihrem Publikum schafft. Zweitens
wird die Frage der Geschlechtlichkeit der Diva aufgegriffen. Traditionell weiblichen Geschlechts, changiert sie zwischen den Positionen männlich / weiblich. Welchen Geschlechts ist sie? Handelt es sich um eine Doppelgeschlechtlichkeit oder gar um eine Verdopplung des dem Star eigenen Geschlechts? Weiter läßt sich fragen, ob die Diva womöglich ein Drittes Geschlecht repräsentiert, das es noch gar nicht gibt? Oder: ob männliche Stars zu Diven werden können und welches weibliche Publikum sie dazu macht. Was Stars zu Diven macht, mag auch mit ihrer Fähigkeit zusammenzuhängen, einen sexuellen Körper öffentlich und für alle potentiell verfügbar zu machen.