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Termine Großes Haus:

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HR2-fruehkritik am 21.04.2008 [mp3] [4.030 KB] />

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RETTEN SIE MICH! REDEN SIE! IRGENDWAS!

Pressestimmen


"Der Erdkreis. Der Weltkreis. Ganz am Anfang verstellt eine zylindrische Wand aus Reisig den Blick in die Mitte, auf das Rund, wo sich später die Darsteller, von denen vor allem die weiblichen zusehends an Kontur gewinnen - eine als Alkoholikerin etwa, die andere als hysterisch Liebende -, mal mit der, mal gegen die knarzende Drehscheibe bewegen. Kinder laufen um die Reisigwand herum, jedes die Hände auf der Schulter des anderen gelegt, und sie singen das Lied vom Dromedar, auf dem man so schwer reiten kann, weil es nur einen Höcker hat. Im weiteren Verlauf treten die Kleinen noch einmal auf, stellen sich hinter die Erwachsenen in ihren medizinischen Fahrhilfen, um an die Hoffnungen zu erinnern, die sie einmal verkörperten, und die Härte des Schicksals, das alle gleich macht.
Sandra Bayrhammer, Martin Butzke, Rainer Frank, Friederike Kammer, Özgür Karadeniz, Anne Müller, Matthias Redlhammer, Abak Safaei-Rad, Thomas Schweiberer und Falilou Seck agieren mit großer Spielfreude, und die Regisseurin lebt ihre Liebe zum darstellerischen Detail aus, wenn sie etwa die Personen, während diese langsam am Publikum vorbeiziehen, ein frugales Mahl einnehmen lässt, jede für sich. Zumeist sind eine Essiggurke und Wodka im Spiel, aber immer ist die Art und Weise des Verzehrens ganz unterschiedlich. Ausgerechnet beim Essen werden die Individuen sichtbar, Charakterzüge und momentane Befindlichkeiten herausgestellt - affektiert genießt die eine, liebeslustig umzüngelt die andere das eingelegte Gemüse."

Frankfurter Allgemeine Zeitung, April 2008


"Die Textstücke scheinen wie von ungefähr über die Rollstuhlfahrer zu kommen, die offenbar in Wirklichkeit (nun ja, Wirklichkeit) als Insassen eines Heims ein anderes, gleichförmiges, stummes Leben führen. Zum Imbiss, Gurken mit Wodka, soll der Mann mit der Weltkugel wie immer eine Geschichte erzählen. Während er vom Griechischlehrer Belikow spricht ("Der Mensch im Futteral"), schauen wir den Rollstuhlfahrern beim Essen zu. Das ist eine langatmige, aber rührende Szene. Jeder isst auf seine Weise. So scheint es schon lange zu sein, so wird es wohl noch lange bleiben.
Karin Neuhäuser erzählt an ihrem Abend unter dem Titel "Retten Sie mich! Reden Sie! Irgendwas!" also auch von einer seltsamen Truppe Versehrter. Sie sind typisiert - die Säuferin, die wahnsinnig Verliebte, die Diva-, verschmelzen teils, aber nicht ganz mit ihren Tschechow-"Rollen". Es ehrt Inszenierung und Darsteller , dass sie selbst interessant sind."

Frankfurter Rundschau, April 2008


Karin Neuhäuser ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Am schauspielfrankfurt feierte Sie Triumphe als Schauspielerin (Grete in Schwabs „Präsidentinnen“ oder als Mrs. Peachum in Brechts „Die Dreigroschenoper“) und als Regisseurin (Lessings „Nathan der Weise“ und vor allem mit Aischylos „Orestie“). Für Ihre neuste Regiearbeit wollte sie nicht nur weg von einem vorgegebenen Stück, sondern auch einmal den Blick auf gesellschaftliche Randfiguren lenken. Fündig wurde sie bei Anton Čechov, der vor allem durch seine Bühnenwerke „Die Möwe“, „Onkel Wanja“ und „Der Kirschgarten“ bekannt ist. Aus diesen, wie auch aus seinen Erzählungen und Briefen destillierte Karin Neuhäuser für ihren Abend „Retten Sie mich! Reden Sie! Irgendwas!“ einzelne Sätze und Fragmente. Sie fügte sie nicht zu einer neuen Geschichte zusammen und so gibt es, ebenso wenig wie bei Čechov, gar einen dramatischen Konflikt. Die Schauspieler haben keine Rollennamen, sind nur Typen: russische Charaktere, wie sie aus Tschechows Stücken bekannt sind. Trotz Fehlen einer durch gehenden Handlung gelang Neuhäuser mit diesen Zitaten-Potpourri ein kurzweiliges Portrait, das die schwermütige russische Seele am Main aufleben lässt.

Kulturfreak, April 2008