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Spielplan


Termine schmidtstrasse12:

30. September 2006
07. / 12. / 19. Oktober 2006
03. / 09. / 11. / 18. / 23. November 2006
15. / 22. / 29. Dezember 2006
13. / 18. / 27. Januar 2007
10. / 17. Februar 2007
03. / 09. / 16. März 2007
13. / 26. April 2007
19. Mai 2007
08. Juni 2007
13. Oktober 2007
09. November 2007
22. Dezember 2007

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Weitere Infos

Hauptartikel Fahrenheit 451 />
Aljoscha Stadelmanns Lieblingsbücher />
Heiner Stadelmanns Lieblingsbuch />
Martin Butzke würde folgende Bücher vor dem Vergessen bewahren wollen... />
Nadja Dankers über Bücher />
Pressestimmen />
Stichworte zum neuen Grundraum in der schmidtsrasse12 />
Über Bradburys Fahrenheit 451

Weiterführende Links:

Über Ray Bradbury />

Fahrenheit 451

Über Bradburys Fahrenheit 451


Die schmidtstrasse12 steht diese Spielzeit unter dem Motto »Prinzip Hoffnung«. Am 30. September wird der von Joep van Lieshout
neu gestaltete Grundraum mit der Premiere von Ray Bradburys ›Fahrenheit 451‹ eröffnet. Der 1953 in New York erschienene Roman
gehört zu den Klassikern der Science-Fiction-Literatur und kritisiert in der Hauptsache eine medienorientierte Konsumgesellschaft. Er steht in der Tradition dystopischer bzw. antiutopischer Texte wie 1984 von George Orwell oder Schöne neue Welt von Aldous Huxley, die sich gegen kollektive Zwänge und die zu deren Durchsetzung eingesetzten Organisationen wenden.

Fahrenheit 451 – oder 232 Grad Celsius – ist die Temperatur, bei der Bücherpapier Feuer fängt. In der Welt von Fahrenheit 451 gilt es als Verbrechen, Bücher zu lesen, und in Zeiten von feuerfesten Häusern ist es nicht mehr Aufgabe der Feuerwehr, Brände zu löschen, sondern Bücher zu verbrennen. Selbständiges Denken gilt dem politischen System als gefährlich, da es zu anti-sozialem Handeln führe und so die Gesellschaft destabilisiere. Bücher gelten als die hauptsächlichen Anstifter zu nicht systemkonformem Denken und Handeln. Durch Glücksdrogen, mediale Dauerberieselung und ein umfassendes
Freizeitangebot, das auf oberflächliche und pausenlose Vergnügungen abzielt, versucht das politische Regime die Menschen zufrieden und somit ruhig zu stellen, während anderswo Kriege geführt werden. Die brandstiftende Feuerwehr versteht sich in diesem Sinne als Glückshüter der Bevölkerung.
Guy Montag, die Hauptfigur der Geschichte, ist Feuerwehrmann und funktioniert zunächst kritiklos in diesem System, zufrieden mit seiner Aufgabe. Doch die Bekanntschaft mit seiner Nachbarin Clarisse McClellan, von der er sich unmittelbar angezogen fühlt, hinterläßt einen folgenreichen Eindruck. Ihre Frage, ob er denn glücklich sei und ob er die Bücher, die er verbrennt, jemals gelesen habe, verstört ihn und bringt ihn zum Nachdenken. Heimlich entwendet er Bücher, um sie bei sich zu Hause hinter dem Rücken seiner Frau Mildred zu verstecken.
Mildred verbringt ihr Leben zwischen drei Fernsehwänden im Wohnzimmer. Die bekannten Moderatoren und Figuren aus Fernsehspielen nennt sie ihre Familie. Absorbiert von pseudo-interaktiven Rollenspielen mit den Fernsehwänden verdrängt sie alles, was sie verunsichern, beunruhigen oder quälen könnte. Das Auf und Ab ihrer Gefühlszustände wird einzig durch die Dosierung der Beruhigungs- oder Aufputschmittel gesteuert und kontrolliert. An den Selbstmordversuch durch eine Überdosis Schlaftabletten, über den Montag mit ihr sprechen möchte, kann und will sie sich bereits am nächsten Morgen nicht mehr erinnern. Als Montag bei einem Feuerwehreinsatz erlebt, wie sich eine alte Frau aus Protest mit ihren Büchern zusammen verbrennt, beginnt er zu lesen und die Welt mit anderen Augen zu sehen. Sein Gesprächsbedürfnis wächst. Er bittet Mildred, mit ihm gemeinsam zu lesen und ihm beim Verstehen zu helfen. Sie reagiert darauf mit Angst und Beschwörungen über die Sinnlosigkeit von Büchern. Feuerwehrhauptmann Beatty klärt Montag
darüber auf, daß im Zuge des technischen Fortschritts, der allgemeinen Beschleunigung von Kommunikation, Transport und Produktion die Menschen von ganz alleine mit dem Lesen und dem Denken aufgehört hätten. Glücklich werden könnten die Menschen zudem nur, wenn sie alle gleich sind: »Nicht frei und gleich geboren, wie es in der Verfassung heißt, sondern gleich gemacht.« Damit pervertiert Beatty den utopischen Gedanken der Gleichheit zur stumpfen Gleichschaltung durch ein totalitäres System.
Montag schmiedet Widerstandspläne und sucht Unterstützung bei Faber, dem Großvater von Clarisse und ehemaligen Philosophieprofessor. Unterdessen hat Mildred ihren eigenen Mann denunziert. Montag flieht und schließt sich mit Faber und Clarisse einer Gruppe von Dissidenten an, die – von den Medien totgeschwiegen – in den Wäldern vor der Stadt leben und Bücher auswendig lernen, um sie vor dem Vergessen zu bewahren. Sie sind der Überzeugung, daß der allgemeine Beschleunigungsprozeß der Gesellschaft zwingend im totalen Kollaps
der modernen Sozial- und Werteordnung, der politischen Systeme und im Ausbrechen unkontrollierter Gewalt endet. Dem entgegen
halten sie ihre Hoffnung, daß ihr gespeichertes Wissen, ihr kulturelles Gedächtnis über den Zusammenbruch hinweg gerettet werden kann und beim Wiederaufbau einer neuen Gesellschaft von Nutzen sein wird. Die Hoffnung, daß aus Geschichte gelernt wird.