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Spielplan


Termine schmidtstrasse12:

26. / 30. Oktober 2008
08. / 15. / 21. November 2008
06. / 13. Dezember 2008
11. / 23. Januar 2009
21. / 27. Februar 2009
18. März 2009
02. / 08. April 2009
07. / 22. Mai 2009

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NIBELUNGEN

Pressestimmen


"Und sie erzählt sie doch. Die Inszenierung die Geschichte nämlich. Der Plot schält sich nach und nach heraus. Mit unerbittlicher Konsequenz, wie sie jeder uralten, archetypischen, unterschwellig allzeit wirksamen Legende eigen ist. Die Dinge nehmen ihren tragischen Verlauf: vom Eintreffen Siegfrieds am Burgunderhof in Worms über den Tod des Helden bis zu Kriemhilds Rache. Ein klarer Strang. Eine deutliche Abfolge. Ein deutscher Mythos.
Obwohl es anfangs und gelegentlich auch zwischendurch so aussieht, als sei keinesfalls beabsichtigt, die Personen in einer linearen Handlung an die überlieferten Theatergesetze zu binden, an die Einheitlichkeit von Ort und Zeit, an die Logik von Rede und Gegenrede. Denn da zerfallen die „Nibelungen“ zu Fragmenten eines Gesamtkunstwerks aus Theater und Film, Licht und Klang, Szenerie und Vortrag, Text und Musik, Sage und Gegenwart, Trauerspiel und Farce, hohem Ton und Alltagssprache, Kitsch und Sehnsuchtsbildern, Kostümball und Neuer Sachlichkeit, begehbarem Raumobjekt und labyrinthischer Bühne.
...Dank der großen Somnambulen des hiesigen Sprechtheaters steht am Ende der Reise in die moderne Nacht freilich ein Mythos der besonderen Art: das starke Gefühl. Anne Müller beschwört die Liebe. Das zwischen der von ihr verkörperten Kriemhild und Siegfried (Sebastian Schindegger) entstandene immaterielle Gut, das kein Nibelungenhort aufwiegen kann.
Müller alias Kriemhild wütet nach der Pause im nunmehr weithin freigeräumten Theatersaal, reißt da noch einen Vorhang herunter, stößt dort noch eine Kiste um und steckt Langspielplatten, bestes Vinyl, zwischen zwei Holzstümpfe, um mit der Axt einen Tonträger nach dem anderen zu durchtrennen. Ein Wutausbruch, der sich gegen die Norm, gegen die mörderische Vernunft, gegen ein Denken, in dem Zwecke und Nutzen die Hauptrolle spielen, richtet. Konkret gegen Worms also, gegen Hagen, gegen die höfische Ordnung. Die flirrende Reinheit der Empfindung kann niemand so betörend zum Ausdruck bringen wie diese Schauspielerin.
...Dass die Helden von heute mit Popstars verwechselt werden können, ist auch ein Thema dieser kurzweiligen, mit Symbolen überfrachteten „Nibelungen“-Adaption. Pop ist Mythos: eine weitere Gleichung, die in dieser von viel Bühnennebel umwehten Inszenierung mit Texten von Johannes Schrettle aufgeht. „Ich finde den so toll, der ist so anders, der macht einfach, was er denkt, das find’ ich super“, sagt Kriemhild über Siegfried zu ihrem Bruder Giselher (Nicholas Reinke). Der Mythos, lehrt uns dieser Abend, lebt. Wir können ihm nicht entrinnen."

Frankfurter Allgemeine Zeitung, Oktober 2008


"Gerafft und zugespitzt, hart und zart sind diese Nibelungen - am stärksten aber sind die beiden Frauen: Brunhild als Gedemütigte, die zuletzt lacht. Und Kriemhild räumt endlich auf, während Gatte Etzel (Schindegger ohne Siegfried-Locken) meditiert."

Frankfurter Rundschau, Oktober 2008


"Am Hof des buddhistisch-passiven Etzel dreht Anne Müller auf: Wenn der Burgunderhaufen die Furie per «Nibelungenlied» exorziert («Es ist die Kraft des Liedes, die dich bezwingt!»), schleudert sie ihr Müllersches «Ich bin nicht Worms» dagegen und beschwört den einen, verlorenen Moment möglichen Anfangs zwischen ihr und Siegfried. Kitsch, oh ja. Aber starke Geste."

Frankfurter Neue Presse, Oktober 2008


"Bei aller Freiheit in Sprache und Text wird durchaus stringent die Geschichte um die mythisch überhöhte Kabale in Worms erzählt. Der vormalige Parcours fungiert als enorm tiefer Bühnenraum. Immer wieder erschließen sich neue Perspektiven. Lehniger, der für Frankfurt ein schon in Jena erprobtes Konzept runderneuert hat, setzt zudem Livevideobilder ein, behutsam und sinnfällig.
Dieses Arrangement, die räumliche Komposition, hält das Interesse zweieinhalb Stunden wach. Es ist viel Aktion ohne Aktionismus. Musik von Richard Wagner wird eingespielt, dazu Popsongs, in einer Vermischung der Zeiten. Das Spiel des kleinen, sechs sehr präsente Schauspieler umfassenden Ensembles lässt zwischen Königsinsignien und nackter, blutiger Heldenbrust keinen Zweifel daran, dass diese Nibelungen heute und von heutigen Menschen verkörpert werden."

Offenbach Post, Oktober 2008



"Dabei interessiert sich Lehniger ebenso brennend für die Heldensage selbst – seine Faszination für die "Nibelungen" spürt man in jedem Augenblick – wie für die Frage, wie diese großen Geschichten sich ins kollektive Gedächtnis fräsen. Er fügt dem Stück eine Metaebene hinzu, die Frage nach Ursprung und Reproduktion, nach Geschichtsschreibung. "Alles hat mal mit einer Kopie begonnen", räsoniert ein Archivar draußen im Gang, "oder das Original gibt es noch gar nicht."
Ein vielschichtiges Ideenreich
... So schafft Lehniger ein bilderstarkes, vielschichtiges Ideenreich, in dem sich Nibelungensage, Inszenierung und die Erinnerung des Zuschauers überlagern. Der Abend birst schier vor Einfällen und Assoziationen, von denen manche furios funkelnd überspringen...
...Das Ensemble agiert präzise und dicht in diesem fast filmischen und doch so theatralen Bildertanz, allen voran Sebastian Schindegger als Siegfried, der den Helden von Anfang an von der komischen Seite nimmt, ohne die Fallhöhe zu reduzieren. Der hinreißend zu 80ies-Songs den Schwertschlucker spielt und sich maulfaul der eigenen Heldenerzählung verweigert, als Gunther und Hagen ihn nach der Sache mit dem Drachen fragen: Die Lieder schreiben ohnehin immer die anderen.
Der Kuss aber, den sich Siegfried und Kriemhild zärtlich abrangen, hat nur den Untergang besiegelt, und so überlagern sich am Ende das finale Gemetzel und die Fragen der Nachgeborenen, die Anne Müller herausschreit. Im weißen Hochzeitskleid springt sie aus ihrer Kriemhildrolle: "Wir quälen uns schon seit drei Stunden mit diesem Lied herum!" Wie ein weißer Wirbelsturm fegt sie durch den Raum, während sich die Männer an den Textbüchern festhalten, und schreit den Zorn und die Ratlosigkeit heraus darüber, wie man überhaupt mit etwas anfangen könne, wo doch alles immer schon da ist?
Man möchte ergänzen: Wenn auch der aufgeschobene Kuss kein Einmaligkeitsgarant, sondern bloß wieder der Fetzen einer tausendmal erzählten Liebesgeschichte ist? So bleibt nur der Tod als martialischer Schlusspunkt, als Ende von allem, und Müller springt zurück zu Kriemhild und tötet ihre Widersacher, lange und qualvoll."

Nachtkritik.de, Oktober 2008