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4.48 Psychose

Sarah Kane / / Großes Haus Hinterbühne / Premiere: 8.Mai 2002/ 20.00 Uhr


Dauer 1 h 12

Inszenierung: Wanda Golonka; Darsteller: Marina Galic


Zum Stück

4.48 Psychose beschreibt einen Zustand, in dem es keine Entwicklung gibt. Das Stück spielt in einem Moment, dem Moment der größten Klarheit um 4 Uhr 48, die dunkelste Stunde, in der sich die Verwirrungen der Psychose zu verflüchtigen scheinen. Ein poetisches Ringen mit den Kräften der Depression, ein Selbstgespräch zwischen Poesie und radikaler Selbstanalyse, das sich zu lyrischen Sprachflächen verdichtet, ein Kaleidoskop, in dem Hoffnungen, Zweifel, Ängste sich ordnen und wieder zerfallen. Doch nur wer am Leben hängt, kann so klar und radikal darüber sprechen: direkt und unausweichbar ehrlich!


Sarah Kane

Sarah Kane wurde 1971 in der Grafschaft Essex geboren, studierte Theaterwissenschaft und szenisches Schreiben an den Drama Departements der Universitäten Bristol und Birningham. Ihr erstes Stück Zerbombt (Blasted) wurde im Januar 1995 am Londoner Royal Court Theatre uraufgeführt und sorgte in England für heftige Kontroversen. Die deutsche Erstaufführung von Zerbombt fand 1996 am Deutschen Schauspielhaus Hamburg statt (Regie: Anselm Weber). Mit den Stücken Phaidras Liebe (Phädras Love), von der Autorin im Mai 1996 am Gate Theatre London selbst inszeniert, und Gesäubert (Cleansed), 1998 am Royal Court uraufgeführt, festigte Kane ihren Status als herausragendende Vertreterin der neuen britischen Dramatik.
Phädras Liebe war ein Auftragsstück des Gate Theatre London, eine Bearbeitung des Phaidra-Mythos und zugleich Kanes erstes Stück, das ausdrücklich um ihr späteres Haupthema, die Liebe, kreist. Von der Auseinandersetzung mit Büchners Woyzeck inspiriert, entledigte sie sich danach bei Gesäubert aller erklärenden Erzählmechanismen.
Kane konfrontiert Leser und Zuschauer mit Szenenfolgen aus poetischen Bildern und komprimierten Dialogen. Der Regie verlangt Sarah Kane mit ihren Stücken radikale Entscheidungen ab und wirft damit die Frage nach der ‚Machbarkeit‘ auf. Sie fordert im Grunde einen intervenierenden und radikalen Ansatz und zwingt die Regie an Grenzen ihrer theatralischen Vorstellungskraft, zu poetischen und expressionistischen Lösungen.

Seit Herbst 1996 war Sarah Kane Hausautorin für Paines Plough, einer freien Gruppe mit Büro in London, die ausschließlich neue Stücke produzierte, die zunächst in Lesungen vorgestellt wurden. Um in diesen Lesereihen schnell eine Programmlücke zu füllen, schrieb Kane 1998 ein Stück, das sie unter dem Pseudonym Marie Kelvedon ohne großes Aufsehen vorstellte: Gier (Crave), ein Stück, das mit einer offenen Textform experimentierte. 1998 während des Edinburgh Festivals am Traverse Theatre uraufgeführt und von der Kritik gefeiert, trat Kane damit als die eindringlichste und radikalste Stimme des britischen Gegenwartstheater an die Öffentlichkeit. Sie experimentiert in Gier mit der Textform, verteilt den Text auf vier Stimmen, deren einzige Identität die Buchstaben A, B, M und C sind. Die Stimmen sind ohne erkennbaren Zusammenhang, lediglich Fragmente von Geschichten. „In Wahrheit haben die Figuren alle längst aufgeben, es ist das erste meiner Stücke, in dem sie sagen: Scheiß drauf, ich hau ab von hier.“ (S. Kane zitiert nach David Tushingham, Programmbuch 54, Staatstheater Stuttgart).
Die formalen Elemente, die Kane in Gier erprobt hatte, treibt sie in ihrem nächsten Stück 4.48 Psychosis (4.48 Psychose), das im Herbst und Winter 1998/99 entstand, noch weiter voran: Es sind weder A very long silence – Why is there something, if there is nothing?Sarah Kane, die ihr Leben lang an Depressionsschüben litt, erlitt im Sommer 1998 eine erneute Depressionsphase. Diese Erfahrung und Behandlung, die sie erhielt, bildeten das Material für 4.48 Psychose, Sarah Kanes letztes Stück. Am 20. Februar 1999 beging sie Selbstmord. 4.48 Psychose erschien posthum und wurde im Juni 2000 im Royal Court Jerwood Theatre Upstairs uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung von 4.48 Psychose fand im November 2001 an den Kammerspielen München unter der Regie von Thirza Brunken statt.


Wanda Golonka

„Wenn die Sonne scheint, finden sie auch etwas plötzlich wunderbar und können es nicht erklären“ – erklärt Pina Bausch ihr Theater. Wanda Golonka sah im Pariser Théâtre de la Ville Pina Bauschs Die sieben Todsünden, brach ein paar Wochen später mit einer Reisetasche von Frankreich nach Essen auf und blieb. Sie studierte an der Folkwang Hochschule Essen unter der Leitung von Hans Züllig und Pina Bausch, tanzte bei Pina Bausch und im Folkwang Tanzstudio, für das sie vier Stücke schuf, bevor sie 1986 in Düsseldorf das Ensemble „Neuer Tanz“ gründete und 10 Jahre leitete. In Zusammenarbeit mit dem bildenden Künstler VA Wölfl experimentierte Wanda Golonka an den Grenzen von Theater und Bildender Kunst und entwickelte eine eigenständige künstlerische Arbeit, eine neue Bühnenkunst, indem sie immer wieder Personenbezeichnungen noch Angaben über die Anzahl oder das Geschlecht der Darsteller festgelegt.