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Spielplan

DAS HELMI, Berlin; Foto: privat
DAS HELMI, Berlin; Foto: privat

Termine GALLUSANLAGE:

31. August 2008
01. September 2008

Termine GOETHEPLATZ:

28. August 2008

Termine WILLY-BRANDT-PLATZ:

29. / 30. August 2008

Bildergalerie (4 Bilder) />

Weiterführende Links:

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GOETHES WUNDERKAMMER

EINE BILDUNSBLASE IM ÖFFENTLICHEN RAUM




Unter dem Titel »Goethes Wunderkammer« hat das schauspielfrankfurt drei experimentelle Künstlergruppen aus unterschiedlichen Sparten eingeladen, sich mit Goethe auseinanderzusetzen, wie er – wenngleich kaum bemerkt – uns vielleicht am nächsten ist: als unvermutet erinnertes Zitat, als Statue im Zentrum der Stadt, als Hinweisschild an der Autobahnraststätte, als ferner Bildungshorizont. Die Wunderkammer ist eine nur während der Goethe-Festwoche zugängliche, mobile Spielstätte, die, insofern sie an verschiedenen Plätzen der Stadt auftaucht, weniger
der zum Staunen einlädt: eine mobile Skulptur, aus der sich eine riesige Blase entfaltet, die aufgrund ihrer Transparenz Innen- und Außenraum miteinander verwebt.

WUNDERKAMMER I
RAUMLABOR_BERLIN: KÜCHENMONUMENT

EIN FESTESSEN

Die Berliner Architektengruppe raumlabor veranstaltet ein Festmahl für Frankfurter Bürger. Eingeladen sind Nachbarn, Freunde und Anrainer des Goetheplatzes, also all jene, die den Platz täglich oder auch nur gelegentlich überqueren, deren Arbeitsplatz oder Wohnung an ihn grenzt. Einen Abend lang wird die durch permanente Umbauarbeiten gekennzeichnete Passage zu einem urbanen Platz des Austausches: Menschen, deren Wege und Blicke sich alltäglich kreuzen, ohne jemals innezuhalten, deren morgendlicher Blick aus dem Fenster auf dasselbe Objekt fällt, ohne dass sie es bislang bemerkten, finden zu Füßen des Goethedenkmals Gelegenheit, mitten im städtischen Treiben einen Moment zu schaffen, den Faust genauso fürchtete wie ersehnte: einen Moment, der zum Verweilen einlädt. Die Wunderkammer wird zum zeitenthobenen Küchenmonument.

28. August 2008, 19.00 Uhr, Goetheplatz
Um Reservierung wird gebeten.

WUNDERKAMMER II
DAS HELMI, BERLIN: FAUST AUF FAUST

DEUTSCHLANDPREMIERE

Das Berliner Puppenspielerensemble arbeitet nicht mit »sauber« gearbeiteten Marionetten, sondern mit Staublappen, beklebten Schaumstoffresten und improvisiert wirkenden Pappkameraden. Mit diesen Utensilien versehen fällt DAS HELMI mit absurden Einfällen und anarchischer Respektlosigkeit über altbekannte Stoffe her. Kaum vorhersehbar, was passiert, wenn diese Ästhetik auf das dramatische Zentralwerk des deutschen Bildungskanons trifft: In der Tradition des Wandertheaters, inmitten der Stadtkulisse Frankfurts, präsentiert DAS HELMI seine Version von Goethes »Faust«.

29. August 2008, 20.00 Uhr,
30. August 2008, 20.00 Uhr und 21.30 Uhr,
schauspielfrankfurt, Willy-Brandt-Platz


WUNDERKAMMER III
AUFTRAG:LOREY, FRANKFURT A.M.: MUSEUM DES AUGENBLICKS

THEATRALE INSTALLATION

Wenn man nur einen einzigen Augenblick aus seinem Leben wählen dürfte, welchen würde man erzählen? Gibt es den einen entscheidenden Wendepunkt, den treffenden Blick zurück, den einen Moment, der in der Erinnerung immer wiederkehrt? Ist es die pure Glückseligkeit, der Umschlag der Gefühle, der Moment, da man die Welt plötzlich ganz anders begreift als zuvor gedacht, sieht, wie man sie noch nie gesehen hat? Ist es der Augenblick, der einen ergreift, der einen wieder und wieder einholt, oder der, den man aufruft, den man ergriffen hat; ist er Fluch oder Segen? Was ist wert, es zu erzählen, mitzuteilen, es mit anderen zu teilen?

Wir haben Menschen fortgeschrittenen Alters zehn Minuten Zeit gegeben, über diese Frage nachzudenken, um uns dann von diesem Augenblick zu erzählen. Es ist eine simple, eine wunderschöne, aber auch eine grausame Frage. Im entscheidenden Moment, selbst wenn man ihn als solchen erkannt hätte, hatte man viele Dinge im Kopf, im Herzen, gewiss aber niemals einen Fotoapparat zur Hand.

Neurobiologen haben das zeitliche Maß eines Augenblicks auf 2,7 Sekunden festgesetzt. Ein Museum des Augenblicks – das ist ein paradoxes Unterfangen. Man kann den Augenblick nicht ausstellen, ohne sein Wesen zu verraten, aber man kann sich ihm stellen, dem täglichen Treiben entgegen, dem flüchtigen Moment, in dem sich wie unter einem Brennglas die eigene Vergänglichkeit spiegelt. Vielleicht auch, um etwas von dem wiederzugewinnen, was weitgehend vergessen ist: Demut könnte es treffen. Vor der Stimme, dem Denken, dem Fühlen des Anderen, dessen Lebensweg die Spuren erst zeichnet, die wir dann als Geschichte zu lesen vermögen.

In Frankfurt wird unter dem Titel „Museum des Augenblicks“ ein Teil der Sammlung auf die Fassade des Theaters projiziert. Die Sammlung wird in verschiedenen Städten fortgesetzt.

„Was bin ich denn selbst? Was habe ich denn gemacht? Ich sammelte und benutzte alles, was mir vor Augen, Ohren, vor die Sinne kam... Alle kamen und brachten mir ihre Gedanken, ihr Können, ihre Erfahrungen, ihr Leben, ihr Sein; so erntete ich oft, was andere gesäet; mein Lebenswerk ist das eines Kollektivwesens, und dies Werk trägt den Namen Goethe.“


31. August 2008, ab 21.30 Uhr
1. September 2008, ab 21.00 Uhr, Fassade des schauspielfrankfurt