¯Zurück
 
Spielplan



ERARITJARITJAKA

von Heiner Goebbels
Museum der Sätze
nach Texten von Elias Canetti
In französischer Sprache mit deutschen Übertiteln
Die Produktion hatte am 16. September 2004 im Großen Haus Deutschlandpremiere.
Dauer 1 h 30 min

Inszenierung: Heiner Goebbels; Bühne: Klaus Grünberg; Kostüme: Florence von Gerkan; Konzept: Heiner Goebbels; Musik: Heiner Goebbels; Licht: Klaus Grünberg; Dramaturgie: Stephan Buchberger; Darsteller:   Mondriaan Quartett, André Wilms


Die Aufzeichnungen Elias Canettis sind neben kurzen Ausschnitten aus Masse und Macht oder Die Blendung die wichtigste Textquelle in dieser neuen Kreation von Heiner Goebbels mit dem französischen Schauspieler André Wilms. Canetti spricht in kurzen, unerbittlichen, scharf formulierten Zeilen. Er nimmt dabei alles ins Visier: die Musik, die Sprache, unsere Gewohnheiten und Eitelkeiten, die Städte, die Medien, die Tiere. »Beobachtung langweilig? Nie! Langweilig ist das Verzeichnen.« Die Musik zu diesem hochkonzentrierten Abend liefert das Mondriaan Quartett aus Amsterdam mit Streichquartettmusik des 20. Jahrhunderts.

Eraritjaritjaka - ein archaischer poetischer Ausruck auf Aranda, bedeutet:
"voller Verlangen nach etwas was verloren gegangen ist." Elias Canetti

Mit Eraritjaritjaka lädt Heiner Goebbels zu einem rätselhaften, bilderstarken und hochmusikalischen Abend ein, dessen Texte vor allem aus den kurzen Aufzeichnungen Elias Canettis bestehen. Mit diesen Texten konfrontiert der Schauspieler André Wilms die Musik, das Publikum und sich selbst. Canetti hat darin alles ins Visier genommen: die Musik, die Sprache, unsere Gewohnheiten und Eitelkeiten, die Städte, die Medien, die Tiere und immer wieder die verheerende Macht der Ordnung.

Außer Johann Sebastian Bachs Kunst der Fuge ist es vor allem Streichquartettmusik des 20. Jahrhunderts: von Ravel und Schostakovitch, bis zu Gavin Bryars und George Crumb, die vom Mondriaan Quartett in immer wieder neuen szenischen Konstellationen virtuos vorgetragen wird.

Einen großen Anteil an der soghaften Wirkung dieses anregenden und immer unvorhersehbaren Aufführung hat bei dieser Produktion wie schon bei den vergangenen Musiktheaterarbeiten Hashirigaki und Landschaft mit entfernten Verwandten das Licht und die Bühne von Klaus Grünberg, aber auch ein vom jungen belgischen Filmregisseur Bruno Deville jeden Abend neu und live gedrehtes Video, das uns die virtuose Intensität des Theater- und Filmschauspielers Andre Wilms besonders nahebringt und uns gleichzeitig schwindeln macht bei der Frage, wo wir eigentlich sind: Im Theater? Im Film? Was ist Fiktion und was ist Wirklichkeit?

Man kann Eraritjaritjaka als dritten und letzten Teil einer Trilogie sehen, die Heiner Goebbels mit diesem Schauspieler erarbeitet hat und deren ersten beide Teile Ou bien le débarquement désastreux (1993) und Max Black (1998) waren. So unterschiedlich diese Arbeiten sind, allen ist gemeinsam das durchgehende Motiv der Weltaneignung des Individuums anhand von Aufzeichnungen und Tagebucheintragungen unterschiedlichster Autoren.

Produktion: Théâtre Vidy-Lausanne E.T.E Koproduktion schauspielfrankfurt, spielzeiteuropa I Berliner Festspiele, Pour-cent culturel Migros, T & M - Odéon Théâtre de l"Europe, Wiener Festwochen
Mit Unterstützung der Stiftung Landis & Gyr
Gefördert vom Programme Culture 2000 (UTE Union des Théâtres de l"Europe, Réseau Varèse)

Eraritjaritjaka wurde mit sechs europäischen Theaterpreisen ausgezeichnet:

2004 Herald Angel Award at the Edinburgh International Festival
2005 OPUS Stage Price in der Kategorie Regie
2005 GRAND PRIX DE LA CRITIQUE in der Kategorie best foreign performance (Paris)
2005 GRAND PRIX "Mira Trailovic" des 39. BITEF FESTIVAL (Belgrad)
2005 Preis für die „Beste Regie“ der Zeitung POLITIKA (Belgrad)
2006 Preis "Future of the Theatre" verliehen durch die polnische Theaterkritik beim Warschau "Festiwal Festiwali Teatralnych Spotkania" (Polen)