Vorhang auf!
Christian Behl / cbehl@uni-mainz.de
"Opening Night" bieten zwei Stunden hervorragende Theaterunterhaltung obwohl es um das Thema Altern geht. Das schon einmal vorneweg. Armin Petras zaubert mit seiner Bühnenanpassung des Films von John Cassavetes eine Zirkusvorstellung ins Kleine Haus. Da wird geklettert, gehustet, Mobiliar verschoben, mit Wasser gespritzt und es werden um die Wette Backpfeifen verteilt. Im Stück soll ein Starregisseur eine alternde Diva in Szene setzen, Theater und Wirklichkeit verschwimmen. Der schwere Plüschvorhang ist dabei die Matrix, in der sich die Protagonisten sowohl im gespielten Schauspiel als auch in der gezeigten Realität bewegen. Ist dieser purpurrote Vorhang hier einerseits Stolperfalle und ein grobes zähes Terrain, bietet er andererseits auch Wärme und Schutz als Bettdecke und Komfort als Sitzgelegenheit. Erst am Ende, wenn es ernst wird bei der Premiere des im Laufe des Abends geprobten Theaterstücks, ist die Bühne befreit von der Last des schweren Vorhangs und frei für die wahre "Kunst, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen". Petras hat mit seinen tollen Schauspielern fürwahr etwas auf die Beine gestellt. Friederike Kammer spielt die Zerrissenheit einer Schauspielerin, die etwas spielen soll, was sie eigentlich nicht will und glaubt bei Erfolg ihrem Karriereende entgegen zu sehen, einfach sehr gut; sie pendelt dabei überzeugend zwischen Hysterikerin und Alkoholikerin. Alles dreht sich um diese Diva, die allzusehr ihrer vergangenen Jugend hinterher trauert und in ihren Tagträumen so gerne mit dem Teenie-Fan (Anne Müller) tauschen würde. Sehenswert auch Sabine Waibel als Susan und Carla, die mal als keifende und zickige Partnerin, dann auch wieder als kaugummikauendes naives Girlie ("Sag mir, wie alt bist Du eigentlich?"), wirklich alles gibt. Wie auch das ganze Ensemble mit seiner tollen Leistung dafür sorgt, dass man unterstützt von Videoeinspielungen während des Stücks zwar schon einmal über das Altern nachdenkt, dann aber doch eher beschwingt denn frustriert das Theater verlässt.