Die Frankfurter Verlobung

Zuschauerkritiken


Gedroschene Phrasen


Edgar Laudes / edgar.laudes@t-online.de
Was haben Loriot und Beltz gemeinsam ? Beide sind begnadet, der eine als Komiker, der andere als Kabarettist. Beide sind Schöpfer von unverwechselbarer Wortakrobatik und herrlich absurd-komischen Situationen - aber beiden fehlt der Atem für eine abendfüllende Sache: Film bzw. Theaterstück. Eine wirkliche Verknüpfung der Personen oder ein Handlungsstrang kommt hier nicht zustande. Man kann zwar immer wieder über treffsichere Phrasen lachen, ein sich entwickelndes Stück ist das aber noch nicht. Gereicht hätte es für eine halbstündige Szene, so aber hatte es Längen.
Fazit: Kein Reißer, aber wegen der schauspielerischen Leistung aller durchaus sehenswerrt.

Schöne Enttäuschung - Kein Anstoß


Thorwald C. Franke / thcfranke@gmx.de
Die Alt-68er werden ganz nett karikiert.
Insofern wirklich lustig.
Auch die Frankfurter Bezüge sind nett.
Etwas komisch die beiden Jungen,
so sind doch heutige Junge gar nicht.
Nur doof, dass im Programmheft die Allende-
Legende gepflegt wird, aber das ist ja
nicht von Beltz.

Was aber völlig enttäuscht:
Erstens:
Es kommt keine weiterführende Message heraus.
Alles löst sich in Wohlgefallen auf, und dann ist
nichts mehr. Nur Chaos. Das Gelaber der jungen
Fernsehfrau hat ja wohl keine echte Message.
Zweitens:
Die 68er haben in Deutschland gewaltige geistige
Verschiebungen ausgelöst, die in zahllose ungelöste
Probleme der Gegenwart mündeten. Davon in dem Stück
kein Ton. Alles löst sich vielmehr in Wohlgefallen
auf. Über die Schuld der 68er kein Ton. Nichts.
Fazit:
Beltz hat nichts mehr drauf gehabt. Keine Message.
Keine Idee. Nichts. Enttäuschend.
Ein Mann, so sprühend, und dann doch nur der Vergangenheit.

…reingelacht!


Schmücker
Spitzenklasse, einfach 100 % überzeugend und richtig besetzt, Michael Lucke als „typischer“ Polizist. Auffällig auch der „phrasendreschende“ und forsch wie kein anderer, doch immer wieder den unsicheren 68er mit (nicht verwirklichbaren?) Zukunftsvisionen spielende Edgar Selge. Ein paar kleine Versprecher, aber voll und ganz überzeugend die holde Ehefrau (Franziska Walser). - Typisch Matthias Beltz, könnte man sagen. Ein gelungener Abend für Beltz-Anhänger. Nicht immer gelungener Humor für Nicht-Beltz-Anhänger. Deswegen oder auch trotzdem: Sehenswert!