tante-bertha
Frage: ist die Inszenierung für 15/16jährige (10. Klasse Gymnasium) geeignet ?
Zensur?
Sebastian
Hallo, ich will mich ja nicht inhaltlich zu etwas äußern, was ich nicht angesehen habe, aber werden die negativen Kritiken hier eigentlich auch online gestellt? ;-)
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norma
hallo fragesteller! wer bist du eigentlich? und wie findest du denn das stück? was denkst du denn, woran die begeisterung liegt? nun gut. ob kurt cobain der moderne werther ist, kann ich jetzt nicht so direkt beurteilen, da ich mich nicht wirklich mit kurt cobain beschäftigt habe. ich finde aber, dass es hier gut fuktioniert, da die musik sehr gut passt und dadurch, dass diese kurt cobain parallele geschaffen wird, werther seinem wunsch nach ausdrucksmöglichkeiten und seine ablehnende haltung gegenüber der gesellschaftsordnung gut ausdrücken kann. "punkrock ist totale freiheit" statt ordnung und vernunft, wie sie von albert verkörpert wird. heute ist es nicht mehr revolutionär, auf der wiese zu liegen und ossian zu lesen. da ist die flucht werthers in die musik und in parolen wie "fuck the system" doch hier sehr passend gewählt. Sicher ist Werther mehr als ein "verliebter Jüngling". habe ich das behauptet? er bringt sich ja nicht nur wegen lotte um, er zerbricht ja am unverständnis, an der enge der gesellschaftlichen konvention. er scheitert als jemand, der mehr sein wollte, als seine umgebung es ihm erlaubte. ein narzisstischer, extremer charakter, der ganz bestimmt nicht oberflächlich gezeichnet ist - weder in der vorlage, noch im stück. Zur frage, ob theater nicht mehr sein sollte als das "lebendigwerden von poesie": leider gibt es ja wenig theater, das ohne textvorlage mal was völlig neues macht. das fände ich sehr gut, wenn es das öfter geben würde. wenn man aber mit einer literarischen vorgabe arbeitet, wie es ja hier der fall ist, sollte diese vorlage auf dem theater lebendig werden - und zwar unter allen umständen. wenn es bei einem stück viel neues und wenig vorlage braucht, um eine lebendige inszenierung zu machen, dann ist es so. man sollte schauen, wie man einen älteren text heute versteht, was man damit assoziiert, was man neues damit machen kann. die inszenierung muss weit über díe vorlage hinausgehen und diese nur als grundlage nutzen - die inszenierung muss lebendig sein. das habe ich damit gemeint. was meinst du damit, dass das theater mehr als das sein soll? zur frage der identifikation: ja, ich kann es gut verstehen, wenn einem die vernunft egal ist und man an seinem gefühl festhalten will. "ich lache über mein eigenes herz, aber ich tue ihm seinen willen." das kann ich gut verstehen, aber werther ist auch immer abschreckend, weil er nicht sieht, dass es so nicht weiter gehen kann, dass er sich wissentlich selbst zerstört und es ihm völlig egal ist, was er den anderen damit antut. das ist ein extremer und abschreckender egoismus, mit dem man sich nicht identifizieren sollte.
Mike
Ein großes Lob an alle vier Protagonisten dieses Schauspiels. Werther überzeugte nicht nur als solcher sondern auch als Rausschmeißer; ich danke persönlich dafür da ich neben an saß. Leider gibt es keine Karten mehr für die letzte Vorstellung ich hätte es zu gern noch einmal gesehen. Eine wirklich gut inzenierte moderne Aufführung. BRAVO
weitere Fragen
Ist es seine absolute Hingabe zur Liebe, seine Melancholie in seiner Existenz etwas, womit du dich identifizierst? Kurt Cobain, der Werther des 20. Jahrhundert? Ich gebe dir recht, dass das konfliktreiche Verhältnis der jungen Menschen, wie sie mit dem Werther-Stoff umgehen, sehr gut dargestellt wird. Aber ist Werther nicht mehr als ein verliebter Jüngling? Ist Theater nicht mehr als "Lebendigwerden von Poesie"?
meine Antwort
Norma
zur "Frage an die Zuschauer": Ich denke, das kann man hier nicht mit einem "entweder oder" entscheiden. Das Schauspielerische ist hier mit Sicherheit sehr intensiv und beeindruckend - es wirkt bei allen drei Darstellern immer wieder so, als sei das genau "ihre" Rolle. Die Lust am Spielen kann man hier viel deutlicher erkennen als bei vielen anderen Inszenierungen. Schön ist es auch, dass es immer wieder Improvisiertes gibt. Diese Inszenierung ist nicht abgespult, sondern immer wieder frisch. Aber ich denke, es ist vor allem die lebendige Umsetzung des Werther-Stoffes, der doch von vielen als weltfremd und trocken empfunden wird (was ich jetzt so nicht nachvollziehen kann). Das ist nicht mehr nur Goethes Werther, sondern es ist ein Schritt aus ihm heraus, um dann um so intensiver wieder hineinzufinden. Dass hier nicht von vorneherein behauptet wird: "Ihr sehr jetzt Werther", sondern dass einfach Menschen gezeigt werden, die sich auf die Suche nach ihrem Erleben der Werthergeschichte machen, bietet einen viel komplexeren und interessanteren Blickwinkel, die Möglichkeit, die Geschichte neu zu erfahren. Diese Möglichkeit sollte Theater immer bieten, aber hier funktioniert es einfach ungewöhnlich gut. Die Inszenierung ist stimmig bis ins kleinste Detail. Und vor allem die Details sind es, die dem Ganzen seine Wirkung geben - eine Detailverliebtheit, die sich auszahlt, weil der Zuschauer einfach Spaß daran hat. Es wirkt alles sehr gut durchdacht und mit viel Mühe gestaltet - und alles scheint irgendwie zusammenzupassen. Dass zum beispiel Ruth und Mathias nicht mehr mitspielen wollen, weil Daniel es übertreibt, passt einfach und sagt so viel mehr über die Geschichte und das Verhältnis der Personen zueinander aus, als das das bloße Verwenden des Goethetextes leisten könnte. Und dann gibt es natürlich auch noch lauter tolle Bilder und Szenen, in denen ohne große Effekte unglaublich viel sehr intensiv ausgedrückt wird. Es ist ein sehr lebendiger, toller und berührender Abend. Es lohnt sich jedes Mal wieder.
Fragen an die ZuschauerInnen
Was meint ihr, warum sind die meisten von dieser Inszenierung so begeistert? Liegt es an der schauspielerischen Intensität oder ist es wegen des Werther-Stoffes? Wie löst ihr den Konflikt zwischen "subjektiver Empfindung und nüchterner Vernunft"? Was hat den höheren Stellenwert?
Jutta / moony42@web.de
Ich kann, muss und will mich der Begeisterung anschließen - dieses Stück ist hinreissend!
Großes Lob den Schauspielern, allen voran Daniel Christensen für seine fesselnd-mitreissende Präsenz. Ganz schön sportlich, der Werther!
Fazit: UNBEDINGT ANSEHEN!!
Christoph
Hatte das große Glück, eine der begehrten Werther-Karten beim Gastspiel in München zum Festival "Radikal Jung" zu bekommen und bin schwer begeistert. Welch gelungene Festivalpremiere. Eine derart detaillierte, liebevolle und hochanspruchsvolle Bearbeitung des Goethe-Textes habe ich noch nie gesehen. Ein toller, spannender, überraschender Abend, zurecht vom Publikum bejubelt.
Tatsächlich Werther!
Schmücker
Insgesamt eine Riesen"wutzerei" auf der Hauptbühne, tatsächlich auch Texte aus dem "Werther" und wieder mal überzeugende und sehr gut schauspielernde Darsteller (inkl. Schlagzeuger). -> Ein lebendiger, amüsanter und gelungener Theaterabend!
90 Minuten Vollkommenheit
Norma
...auch noch nach dem zehnten Mal Ansehen. Ich schließe mich an: Bitte immer und immer und immer wieder spielen. Ich habe mir viel angesehen, aber so viel Intensität und Leidenschaft, so viel Detailverliebtheit und Stimmigkeit, so viel Freude im Ausdruck der Verzweiflung, so viel Humor und so viel Traurigkeit, so viel Echtheit in der gewollten Künstlichkeit habe ich nicht wieder gefunden. Etwas ganz Besonderes. Eine der seltenen Inszenierungen, die die Bezeichnung GROßARTIG tatsächlich verdient hat. Hier wird das Theater zu dem, was es sein sollte - zum Lebendigwerden der Poesie, zum uneingeschränkten Ausdruck der Leidenschaft.
lebendiger als das Leben!
Lea Wisken
ALLES hat gestimmt! Ich habe mir das Stück dreimal angesehen und würd gerne ein viertes und fünftes und sechstes Mal! So viele schöne Lebensphilosophien und so viel Wahrheit! Bitte spielt es immer und immer wieder und macht ein Video!
bewegend
N.
vielleicht bewegt es nicht die welt - mich hat es bewegt.
Sehr gut !
annette winderling / annette.winderling@gmx.de
Die Leiden des jungen werther auf "Tournee" von der Schmidtstrasse in das Herz von Frankfurt ! Dramatisch & kraftvoll, mit Ironie & Tiefgang incl. informativem Publikumsgespräch mit engagierten PodiumsteilnehmerInnen - DANKE hierfür !!!
KULT
Der junge Mann, der mit einem Pappschild mit der Aufschrift "Suche eine Wertherkarte" frierend vor dem Eingang des Theaters ausharrte, sagt alles: Diese Inszenierung ist Kult! Und zwar völlig zurecht - bei so viel geballter Genialität!
Mitreißend!
Holly1210
Tolles Theater, man kann garnicht anders, als sich mitreißen zu lassen! Die Schauspieler agierten mit Spielfreude und vollem Körpereinsatz, die Inszenierung glänzt mit aktuellen Bezügen, ironischen Stilbrüchen und einer gelungenen Umsetzung in die heutige Zeit. Werther ist weniger passiv seiner Leidenschaft ausgeliefert, sondern eher als aktiver Draufgänger angelegt. Ich hatte in der Aufführung sehr viel Spaß!!
Super!
Johann Wolfgang
Tolle Inszenierung. Sofern ich mich noch recht an das Original erinnere, ist der Frankfurter Werther zwar nicht exakt Ghoethes Werther, da dieser ein Weichei ist, den man damals als Schüler am liebsten selbst selbst vor den Zug geschmissen hätte. Der Frankfurter Werther fühlt sich weniger der Romantik, als vielmehr dem Sturm und Drang verpflichtet und agiert entsprechend. Grunge und Nirvana, statt zarte Poesie und Blümchenpflücken. Wir hat das gut gefallen.
Dass das Stück so zu einer Dreiecksgeschichte zwischen Albert, Lotte und Werther wird und die Tiefe doch verliert, ist Nebensache. Man fühlt mit Werther und hasst die Spießigkeit von Lotte und das seichte Getue mit Albert. So kann man denn als Zuschauer selbst ein bisschen über die eigene Spießigkeit nachdenken, der man selbst als Teils des sog. Bildungsbürgertums durchaus nahesteht (will man bloss nicht wahrhaben).
Also klare Empfehlung: Super Theater - reingehen!
Eindrucksvoll
Reinhold Richter
Leidenschaft pur und hoch aktuell Wir waren einfach nur begeistert. Was einem hier geboten wurde und wie sich hier die Person des Werther einbrachte, war sensationell. Wie kann man so aktuell sein und wie kann man so eine power halten ? Leute, schuat Euch das Stück an. Vielen Dank für an das ganze Team.
GENIAL
Norma Schneider / queen_of_gondor@t-online.de
Al "Werther-Fan" muste ich mir dieses Stück natürlich unbedingt ansehen. Mitlerweile habe ich es zweimal gesehen und ich habe vor, es mir mindestens noch einmal anzusehen, denn diese Inszenierung begeistert mich! Es stimmt einfach alles: Gute Schauspieler, viel Witz ohne dass es je albern wirkt, Verwendung des wunderschönen Originaltext in moderner Kulisse ohne, dass es aufgesetzt wirkt, gute Musikeinlagen (Nirvana, Annett Louisan...), kreative und interessante Kulisse... Genial! Besonders gut sind die Ironischen Umsetzungen des Textes und die witzige Variation der Situationen. Hier stimmt wirklich alles! Ich kann gar nicht anders, ich muss mir diese Inszenierung wieder ansehen! Und wer nicht vorhat, sie sich anzusehen, verpasst etwas Großartiges! Am liebsten hätte ich ein Video von einer Aufführung!