Theaterkritik zu Emilia Galotti im Schauspiel Frankfurt von Julia G.
Das moderne, von Niklaus Hebling inszenierte Theaterstück Emilia Galotti, welches seit dem 28.September 2007 im Schauspiel Frankfurt anzusehen ist, wird automatisch dem Original von Gotthold Ephraim Lessing gegenüber gestellt.
Aus genau diesem Grund ging wohl der eine oder andere Zuschauer ohne große Erwartung in das Stück. Wie sollte ein politisches Stück, welches geprägt ist von der bürgerlichen und adeligen Gefühlshaltung, in die Moderne umgesetzt werden?
Wie würde ein Prinz oder Kammerdiener heute aussehen, oder wie stellt man heutzutage solche Figuren dar?
All diese Fragen kamen auf, als deutlich wurde, dass es sich um ein in die Moderne umgesetztes Stück handelt. Was vor allem daran liegt, dass schon viele in die Moderne umgesetzte Stücke Misserfolge waren und den Sinnzusammenhang des Originals verfälschten oder gar erst nicht rüber brachten.
Jedoch bleibt bei Niklaus Heblings Stück die Rahmenhandlung, wie sie immer war.
Der Prinz hat ein Auge auf die Bürgertochter Emilia Galotti geworfen, anhand von Irreführungen, Entführung und letztendlich Ermordung ihres Zukünftigen, lässt dieser sich die Jungfrau zuleiten.
Da Marinelli das Ganze plant, wird dieser zu Letzt mit dem Tode bestraft, welcher vom Prinzen selbst ausgeht, da er gegen Ende begreift, warum er seine Geliebte Emilia Galotti verloren hat, nämlich durch den von Marinelli inszenierten Mord an dem Grafen Appiani.
Aus diesem Grund kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass das Bühnenergebnis von Niklaus Hebling ein sehr Hervorragendes ist.
Die zuvor nicht allzu hoch gesteckten Erwartungen wurden mehr als übertroffen, denn durch in die Moderne gesetzten Kostüme und das durchaus interessante, sich drehende Bühnenbild, mit 3- 4 verschiedenen Seiten, von Dirk Thiele, konnte das Stück an Ironie, Modernität und Elan gewinnen.
Durchaus traten auch Schwierigkeiten auf, welche sich aber anscheinend nur auf die Figur der Emilia Galotti bezogen, da es schwer nachvollziehbar ist, ein derartiges Bild, welches dem Trauerspiel Lessings nach zu Folgen entstand, nämlich das einer wunderschönen, makellosen Emilia zu verwerfen und in eines, der nicht makellosen, sondern eher verletzten und vernarbten Emilia einzutauschen.
Doch dadurch wird klar, dass Emilia Galotti selbst das Opfer der verschiedenen Gesellschaftsgruppen in diesem Stück ist.
Trotz auch größerer Abweichungen vom Originaltext, wie z.B. dem Ende, ist das moderne Stück doch noch sehr nahe am Original von G.E. Lessing geblieben.
Kritik Theaterstück: Emilia Galotti Julia H.
Die Vorführung des Trauerspiels „Emilia Galotti“ von Gotthold Ephraim Lessing war insgesamt sehenswert. Das Stück wurde in die Moderne umgesetzt. Was überraschend war und gleichzeitig sehr interessant. So war es mal etwas anderes eine sich drehende Bühne sehen zu können. Auch wurden Medien wie Fernseher und Beamer verwendet.
Die Vorstellung blieb dem originalen Text größtenteils sehr treu, was durchaus positiv war. Jedoch wurde das Ende etwas abgewandelt. Marinelli wurde vom Prinzen im Gegensatz zum Buch erschossen. Im Original würde er dies zwar am liebsten tun, doch möchte er vermeiden, dass sich Emilias und Marinellis Blut mischen, so schickt er ihn lediglich fort. Am Ende wird ein Lied gesungen, was jedoch nicht so authentisch wirkt wie das Original.
Die Personen haben nicht alle meiner Vorstellung entsprochen. Beispielsweise war Emilias Äußeres mit kurzen Haaren nicht so passend. Auch ihre zerkratzten Beine waren auffällig, auch wenn sie die „Kaputtheit“ der Figur darstellen sollen. Die Schauspielerin hat durch leises Sprechen, verdeutlicht, dass Emilia von ihrer Umgebung beeinflusst wird und sie sich kaum durchsetzen kann. Der Prinz, ein etwas korpulenterer Mann, wurde teils sehr unseriös/kindlich dargestellt. Zu Beginn des Stückes, als der Prinz das Todesurteil unterzeichnen soll, entgegnet er Rota das „Recht gern“ in einem gleichgültig fast ironischen Tone (als wollte er den Originaltext lächerlich machen). Der Charakter des Prinzen wird in dieser Szene nicht dem des Buches gerecht. Marinelli wurde sehr gut verkörpert; ebenfalls Orsina, die ich mir persönlich netter vorgestellt habe. Allerdings passt ihre Umsetzung der Rolle besser zum Stück. Ihr Auftreten war sehr selbstbewusst. (Im Gegensatz zu Emilia war ihre „Erscheinung“/ Äußeres/Aussehen eine schöne).
Im Verlauf der Vorführung sind hin und wieder Musikpassagen eingebracht. Mich haben diese nicht so sehr angesprochen. Vor allem gleich zu Beginn des Stückes tanzten der Prinz und ein Bediensteter zur Musik, was auf mich nicht passend wirkte eher war es verwirrend, was das mit dem Stück zu tun haben sollte.
Manche Stellen waren etwas langatmig, da man den Inhalt schon kannte und man darauf wartete, dass bestimmte Szenen folgen.
Mir hätte eine Vorstellung, die im 18. Jh. spielt, besser gefallen, doch ich finde, man kann und sollte auch eine moderne Interpretation und Fassung des Stückes nicht ganz/durchaus negativ bewerten.