Platonov – Sterben und doch nicht sterben?
Schmücker
Beginnt doch das Stück tatsächlich im Zuschauerraum in Reihe 9! Und die Zuschauer sitzen auf einer Drehbühne auf der Hauptbühne. Eine gelungene Idee! - Trotz der fehlenden Pause zweieinviertel Stunden lang spannend, ja sogar zuweilen mit humoristischen Einlagen. Schwierig zu verstehen, daß ein Mensch wie Platonov (Samuel Finzi als Dorfschullehrer) „alle weiblichen Sehnsüchte auf sich zieht“. Wohl nur in dieser dekandenten, nichtstuenden, heruntergekommenen Gesellschaft möglich. Arme Aleksandra Ivanovna (Anita Iselin, seine Frau). Mit rasanter Geschwindigkeit fegt dagegen der Dienstbote der Vojnicevs (Sven Priez, barfuß, am Tablett zu erkennen) durch Zuschauer- und Bühnenräume, rasant bekleidet stolziert die Generalswitwe Anna Petrovna (Marie-Lou Sellem) daher, arrogant gibt sich ein junger Arzt mit offenbar zu viel Geld (Buntram Brattia). Hervorragend wieder mal in seiner Rolle Wolfgang Gorks als Gutsbesitzer, der Angst vor seinem unverschämten Sohn Kirill (Daniel Christensen) hat, unschlagbar Günter Lampe als Oberst a. D. (wer sollte diese Rolle wohl sonst spielen), natürlich überzeugend Wilfried Elste als Kaufmann (drei Herren der „alten Garde“ aus Prof. Eschbergs Zeiten). Glaubwürdig bis zum letzten Geldschein ist Roland Bayer als reicher, unangenehmer Jude. Ruth Maria Kröger als „ein Mädchen“ in einer im wahrsten Sinne des Wortes „nichtssagenden“ Rolle. Lobenswert am Klavier Nicola Gründel als Marja Grekova. Und schlußendlich darf DER mit dem Hackebeil nicht fehlen: Magne-Håvard Brekke.