Hallo liebe Theatermacher, ich war am Samstag in der Antigone-Performance, konnte dort aber meinen Dank nicht loswerden. Ich habe meine Assozationen während dem Stück niedergeschrieben. Vielleicht interessiert"s Euch? Auf jeden Fall nochmal vielen Dank, es war hochinteressant! Thorwald C. Franke
Vorstellung: Antigone, Performancestück, von Wanda Golonka. Schauspiel Frankfurt, Großes Haus, 23.1.2005, 19:00 h.
############# AnAntigone #############
Auf zu Antigone, dem Schauspiel des Sophokles! In der Fassung von Hölderlin. Göttliches wider menschliches Recht. Daschner, Dein Ruhm wird gesungen. Ob heutige Schauspieler Antigone begreifen? Daschner kapieren sie jedenfalls nicht. Vergleiche Journal Frankfurt. Dämliche Einseitigkeit. Mal sehen. Geben wir ihnen eine Chance. --------------------------------------------------------- Nanu, die Garderobe ist geschlossen? "Weil wir an mehreren Orten spielen heute abend". An mehreren Orten? Erst mal auf die Toilette. Dort Nasenbluten. Wie üblich. Mist. Zum Glück früh gekommen. Nach einiger Zeit: "Wie meinen Sie das, an mehreren Orten?" Aha, kein Theaterstück, eine Performance ... Das kann ja heiter werden. Aber gut. Mal was anderes. Hoffentlich nicht hoffnungslos linksliberal verseucht. Und interessant: Quasi eine Theaterführung! Ja bitte? Eine Umfrage des Hessischen Landesamtes für Statistik? Meine Postleitzahl. Na gut. Hübsche Umfragerin. Guckt aber leider betont weg. Und das für den Rest des Abends ... Ist vielleicht auch besser so. Dass wir uns sympathisch sind, wurde jedenfalls klar. Legen wir den Mantel ab. Schauen wir mal den Prospekt an. Nur künstlerisches Zeug. Kein Klartext. Lassen wir das. Vielleicht hinterher. Setzen wir uns. Warten wir. --------------------------------------------------------- Es geht los! Ein Kissen nehmen ... Keine Lehnen? Über 3 Stunden? Keine Toilettenpause? Über 3 Stunden??? Nicht dran denken, dann geht"s. Da drin sind wir Meister. Wie? Auf den Stufen sitzen? Seufz. Karten an der Saaltür vorzeigen. Irgendwie surreal in diesem Zusammenhang. Oha, alle Sitzreihen mit grober Plane überspannt. Die Treppenstufen alle schon besetzt. Da, der große Absatz, bevor ihn einer wegschnappt! Direkt neben der Sympathischsten des Abends gelandet. Zufall. Ihre Begleitung langhaarig - Mann oder Frau? Die Sympathische bemerkt meine Blicke. Fragt mich, ob ich statt ihrer an der Wand lehnen will. Für wie alt hält die mich eigentlich? --------------------------------------------------------- Es wird dunkel. Da sitzt ja eine da oben. In Weiß. Und spielt Flöte. Fröhliches Stück traurig gespielt. Läppisch, und falsch in den höheren Tönen. Aber das muss wohl so. Helden wie Antigone sind in der Realität eben läppisch. Soll das wohl heißen. Denke ich mir einfach mal. Ich darf das. Ich bin ein frei assoziierender Zuschauer. Wenn es anders gemeint war, sind die Darsteller selber schuld. Dass sie es nicht deutlicher rüberbrachten. Ach, das ist doch "Griechischer Wein"! Der erste Bezug ist erkannt. Ich wieder mal. Wechsel der Haltung. Meine Hände schlafen sonst ein. Schluss mit Flöten, jetzt turnt einer rum. Über die Plane! Über die Sitzreihen! Fällt immer wieder nur. Und immer wieder. Was soll das nur, was soll das nur? Wie lang geht das denn noch? Der verausgabt sich aber ganz schön. Kein Wunder, dass die eigentliche Darstellerin verletzt ist. Aha, es könnte auf Sisyphos hinweisen. Mühsam hinauf, und dann fällt man doch wieder herunter. Wechsel der Haltung. Wir halten das durch. Die Gestalt kommt näher. Aha, eine Frau, schönes Haar. Gepolsterte Kleidung. Klar, muss ja, bei dem Geturne. Aha, so langsam rappelt sie sich. Schlägt sich an den Kopf. Das muss wohl so. Echte Antigones verstehen die Welt nicht mehr. Zunächst einmal. Ich weiß das. War ja selber mal eine(r). Iiii, die plötzliche Grelle der Neonstangen schmerzt. Jetzt läuft sie rum, suchend. Wie wenn sie einen Gefallenen auf dem Schlachtfeld sucht. Klar, den nicht beerdigten Bruder. Die Neonstangen als steckengebliebene Speere. Und herrje, wann ist sie denn fertig? Geht ja ewig. Wechsel der Haltung, seufz. Endlich. Sie setzt sich. Sie gähnt?! Wie ist denn das nun wieder zu verstehen. Dunkelheit. Flötenmusik. Griechischer Wein. Was kommt denn als nächstes? Ach, nochmal 30 und dann 20 Minuten. Bevor wir diese Treppe verlassen dürfen. --------------------------------------------------------- Der Vorhang hebt sich. Oh, diese pendelnden Wände. Habe ich heute schon mal gesehen. Schaufenster TeDeImmo nördlich Zeil. Da waren es riesige pendelnde Einkaufstüten. Und schon wieder so eine fertige Type! Wann ist sie denn endlich fertig mit Hände-vors-Gesicht-Schlagen. Da! Gut! Sie läuft los! Mit Stuhl. Gibt Gas - KLONG, ein Schreck! Und jetzt rennt sie und rennt sie und rennt sie ... Dejà vu. Immer schön in Rechtecken. Leicht bekleidet. Soll das griechisch sein? Naja. Tappt da ein Zuschauer ins Bild? Nein, einer mit Camcorder. Ein Schauspieler. Aha, die Videobilder dahinter korrespondieren. Jetzt rennt sie immer langsamer. Hm, jetzt Zeitlupe, gut gemacht, muss man sagen. Dunkelheit, Abgang. --------------------------------------------------------- Furchtbar! Dieser schrille Tonmix. Was kommt denn da? Ne Frau mit Karren. Aha, näher der Mitte erkennt man was. Ne Irre am rollenden Mischpult! Schrecklich. Häßlich. Und diese heftig atmend erzeugten Töne. Hoffentlich ist es bald vorbei. Leider nicht. Sie holt sich eine Lampe und richtet sich häuslich ein! Das geht ja ewig. Endlos. Neeeiiin. Da - sie geht weg, singt was klares - - und fällt. Antigone? Soll wohl Antigone sein. Kann aber im Moment über diesen Fall nur froh sein. Es gibt Fallende, die verdienen es zu fallen. --------------------------------------------------------- Die Saaltüre geht auf. Erlösung. Aufstehen, hinaus. Unklarheit im Foyer, wo es weitergeht. Klatsch klatsch, da drüben. Alles dappt hin. Warten vor einer Tür. Aha, die Hinterbühne werde vorbereitet. Warten. Stehen. Hm, was machen denn die Mädels? Ach, lassen wir"s, eh" keine gute Gelegenheit. Warten. Stehen. Soll ich auch auf die Toilette gehen? Nein, sicher geht es gleich weiter. Warten. Stehen. Was machen denn andere? Juxen rum, die Kälber. Stehen rum Schwätzen. Auch das Theaterpersonal. Warten wir. Geht ja wirklich lange. Wir hätten vielleicht doch auf die Toilette gehen sollen? Warten. Es geht weiter! --------------------------------------------------------- Aha, ein Treppenhaus. Schlicht. 60er Jahre. Hinein in die Hinterbühne. O, Mordstechnik hier ... Da müssen sich welche auskennen. Ist das der Gang, durch den die Schauspieler auftreten? Mein Auftritt! Aha, wir werden ein ganzes Stück nach hinten geleitet. Wahnsinn, wieviel Raum hinter der Bühne ist. Das sieht man dem Theater von außen gar nicht an. --------------------------------------------------------- Schuhe - ? Auf Schuhkartons. Sieht jedenfalls so aus. Und ein Tennisschuh orange an die Wand gestrahlt. Und rechts daneben - was könnte das sein? Setzen wir uns vor diese Tür dort auf den Absatz. Dann müssen wir nicht auf dem Boden sitzen. Neben die interessante junge Dame mit den zwei Kissen. Ahso, sie habe nicht von vornherein zwei Kissen gehabt. Nur eines aufgelesen. Ausrede? O, anlehnen ist nicht, die Tür gibt nach. Und es zieht daraus. Auch das noch. Hier ist es kühl! Bloß nicht krank werden. Ach so, das hinter mir ist ein Aufzugschacht. Ätzende Musik. Laut. Hämmernd. Stark. Da laufen einige und schauen durch die Tür links. Wo wohl die Bühnenschreinerei ist. Sieht jedenfalls so aus. Noch mehr laufen. Soll ich auch mal gucken? Noch mehr. Gucken wir. --------------------------------------------------------- Wow, das ist stark! Superdiszipliniert. Wie sie sich vorwärtsbewegt. Schritt um Schritt. Unbeirrt. Stark. Sie zieht durch. An uns vorbei. O nein, hat sie Kothurne? Wieder ein griechischer Bezug. Mit Klebeband befestigt??? Aber es muss schmerzhaft sein, so zu laufen. Vor den Scheinwerfer! Sie bleibt stehen. Regungslos. Ist das Zeus, der nicht antwortet? Eine Tür geht auf. Angestrahlt wird der Feuerwehrmann auf der anderen Seite. Der schnell wegtritt. Dann marschiert sie wieder los, zur anderen Tür raus. Wieder gehen einige und gucken. Ich schaue auch mal. Nix. Weg ist sie. Seitlich raus. Da kommt einer. Rafft wie gehetzt Schuhe in einen Korb. Keine Ahnung was das jetzt soll. Weg ist er. Hm, immer mehr laufen ihr nach. Tue ich das eben auch mal. Aha, sie steht da noch. Da kommt also noch was. Platzieren wir uns an der Ecke. Stehend. Prima: Meine Beschwerden von wegen Toilette sind wie weggeblasen. So halte ich es noch Stunden aus. Sie steht regungslos. Aha, sie wartet, bis alle kapiert haben, dass es hier weitergeht. Dann: Sie schneidet diese seltsamen Schuhe weg. Es ist wirklich Klebeband. Es muss eine Erlösung sein. Sie zieht dann ihr Oberteil aus. Schöne Haare. Überhaupt hübsch. Französisch. Hat ja auch einen französischen Namen ... Sie läuft los, langsam, seitlich. O nein, wieder dieses eklige Atem-Lärm-Erzeugen. Pfui. Wie lange will sie es noch machen? Wohlgeformte Rippen. --------------------------------------------------------- Da - die Wand hebt sich. Achso, das ist wohl der Eiserne Vorhang. Eher eine Platte als ein Vorhang. Jetzt wieder die Hinterbühne mit den Schuhen vor uns. Nur von der anderen Seite aus. Dort drüben. Die Aufzugstüren, wo wir saßen. Der Schuhe-Raffer tritt auf. Sie umrundet derweil den Raum von links. Nähert sich ihm. Wird von ihm schroff abgewiesen. Aber indirekt: Umstoßen eines Schuhkartons. Hm, das soll wohl Kreon sein. Fieser Typ. Deshalb wohl auch das Schuhe-Raffen vorher: Kapitalist, grauer Herr, der keine Zeit hat? Wäre typisch platt links. Ah, es sind keine Schuhkartons. Eher Styroporklötze. Sie geht ab. Er begafft noch Schuhe, herablassend. Dann beginnt er zu sprechen! Welche Wohltat - Nach all dem Schweigen endlich Worte. Assoziatives Gequassel. Rechtfertigungswahn. Machtmensch wohl. Kreon eben. Weg ist er. Sehr sachlich. --------------------------------------------------------- Laut Programm nun hinauf zum Malersaal. Treppenhaus. Langsam gehen. Aufschließen lassen. Vorbei am Schwarzen Brett des Personalrates. Sieht auch überall gleich aus, das. Toiletten seien hier, rechts hinten? Nö, das haben wir jetzt nicht mehr nötig. Wir stehen das auch ohne durch. Ach schau, der Malersaal. Erinnerungen an den Tag der offenen Tür im Badischen Staatstheater. Sieht hier auch nicht viel anders aus. --------------------------------------------------------- Langer Tisch mit gelber Granny. Jennifer Minetti. Hört sich berühmt an. Wie Liza Minetti oder so. Rührt sich nicht. Puppe? Nein, bestimmt nicht. Stellen wir uns mal da ans Eck. Nichts tut sich. Aha, ein Film an der Wand. Das ist doch die Type aus der ersten Szene. Nur dass sie hier viel mehr röhrt und faucht. Wie ein Drache, ein Ungeheuer. Deshalb wohl "Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch". Obwohl es ja bei Aristoteles heißt: "Der Wunder gibt es viele, der Wunder größtes jedoch ist der Mensch." Konnten sie es wieder nicht lassen, das Original anzupassen. Ist aber nicht ganz unlegitim. Hm, tut sich hier jetzt was? Nein. Also ist der Film keine Dekoration. Sondern die Hauptsache. Zunächst jedenfalls. Regt sich die gelbe Alte eigentlich? Nein. Wenn"s ein Mensch ist, ist das gut gemacht. Wir haben jetzt schon 2/3 der Gesamtzeit hinter uns. Stolz. Dann fängt sie an. Vom Tonfall her wirklich "ne Alte. Also doch keine Puppe, wusst ich"s doch. Aber was quasselt die Alte auch. Aha, nun also doch linksliberales Gesülz. Der übliche Sermon über "33. Auch wenn sie es nicht explizit erwähnt. Das bringen wir auch noch hinter uns. Ist ja gut, sie hat ja recht. Aber es passt doch hier gar nicht! Daschner wird zu 100 Prozent verfehlt. Mir fällt zum ersten Mal auf, dass einige gehen. Der Feuerwehrmann fläzt sich ergeben in sein Kissen. Da - sie nimmt das letzte Blatt auf! Wie sprach Diogenes in gleicher Situation? "Freunde, ich sehe Land!" Wieder ein griechischer Bezug. Köstlich. Doch ach. Sie liest und liest von Ängsten, von Ängsten aller Sorten ... Lassen wir uns auch hier assoziativ berühren. Ich will ja gerne empfänglich sein. Ja, ist ja gut, solche Ängste hat man wirklich. Nachdem wir das geklärt haben, kann es nicht bitte weitergehen? Mist, sie hat ja eine Lupe. Auf dem Blatt kann beliebig viel stehen! Das kann noch lange dauern. Ängste, Ängste, Ängste ... Endlich am Ende. Aber jetzt redet sie - auswendig weiter. Hm, sie könnte die Mutter von Antigone sein. Aha, sieht so aus, als würde sie zu deren Hinrichtung gehen. Das tun Mütter für gewöhnlich eher ungerne. Ah, die umgestülpte Glasschüssel ist eine Maske. Bekommt die überhaupt Luft da drunter? Das passt jetzt jedenfalls wieder besser. Der Mensch muss gute Miene zum bösen Spiel machen. So ist er, der Mensch, o ja. --------------------------------------------------------- Treppenhaus retour. An den Garderobenständern vorbei. Wieder das Schwarze Brett des Personalrates. Zurück in diesen Hinterbühnensaal. Stühle!!! Ich schnall ab. Sagt der auch noch, wir könnten uns auf die setzen. Na klar doch! Wie denn nur nicht? Jetzt noch etwa eine Stunde. Prima. Ich bin richtig gut drauf! Lauter Gehänge von der Decke. Wieder so Neonstangen. Hell da oben. Irre Technik! Wow. --------------------------------------------------------- Ach, da steht ja eine. Liest die Zeitung? Nein, sie zerfetzt sie. Immer mehr. Und legt sie an ihren Körper und schneidet mit dem Messer! Wenn sie sich nur mal nichts tut. Aber wirklich, he! Pass auf! Na, ist ja nochmal gut gegangen. Von der Zeitung ist jetzt bald nichts mehr übrig. Da trägt einer ein Polster vor. Die Zeitungsschnippslerin geht ab. So viel Schnippsel raffend wie möglich. Doof: Erst kleinschnippseln, und dann raffen wollen. Irgendwie unpraktisch, nicht? --------------------------------------------------------- Der Stühle-Empfehler und Polster-Reintrager legt sich hin. Schreit Aaaaaaaaah. Ach was "schreit". Eigentlich ruft er. Setzt immer wieder neu dazu an. Naja, lassen wir ihn mal machen. Geht das wieder endlos? Legt sich noch ein zweiter hin. Wenn das jetzt kein Schauspieler wäre, sondern einer von uns? Wäre lustig. Wie die Schauspieler wohl reagieren würden? Soll ich mich auch dazu legen? Könnte man ja machen. Ne, bloß nicht. Der zweite ist wohl doch ein Schauspieler. Die Decke senkt sich. Die Neonstangen kommen runter. Und kleine Schwarze Kästen. Gegengewichte? Soll das jetzt ein Erdrücktwerden von oben darstellen? Hintergrundgeflüster. Woher? Der eine setzt sich auf, schrei-ruft den anderen an. Der hat wohl Spaß am Schrei-Rufen, wie es aussieht. Sie hören auf. Aha, es sind die schwarzen Kästen, die flüstern. --------------------------------------------------------- Und aha, jetzt kommt, was kommen musste. Die Zuschauer werden endgültig Teil des Spiels. Wir werden zu viert mit den Stühlen um die schwarzen Kästen platziert. Entpuppen sich als Radios oder Lautsprecher. Machen wir das Spiel freundlich mit. Irgendwie bin ich positiv neugierig. Habe sowas noch nie gemacht. Und jetz schau: Hat der Mann Menschenkenntnis oder ist es Zufall? Er platziert die Supersympathische mit an mein Radio! Und sie lächelt ... ein Sonnenschein! Langsam kommt ein Gespräch in Gang. Dass man sich wie bei Verstehen-Sie-Spaß vorkomme. Ihre Begleitung hat eine männliche Stimme. Sieht aber obergekünstelt weiblich aus. Eine Dragqueen? Seufz. Gar nicht mein Milieu. Das Radio plappert was von "Verfassung" in allen Variationen. Wieder was Griechisches. Es ist eine Umfrage. So eine typisch dämliche. Wo Leute in 1 Minute kluge Antworten auf schwierige Fragen geben sollen. Und natürlich nicht können. Und vom Interviewer mit Kinderfragen in die Enge gedrängt werden. Es scheint sich auch zu wiederholen. Hören wir weg. Ich bin der einzige in der kleinen Runde, der Antigone kennt. Göttliches Recht vs. menschliches Recht. Wir stellen uns vor, kommen ins Gespräch. Es wird Ouzu serviert. Wieder was griechisches. Etwas scharf, aber ok. Der Schauspieler spricht kurz was mit Maultrommel ins Mikro. Kaum verständlich. Und meint dann: Alles klar? Nicht wirklich. Sie ist Ergotherapeutin. "Ergo-", dasselbe wie das deutsche "Werk", nur ohne W. Ein griechisches Wort. Und sie wusste das nicht! Ihre Begleitung hat eine minoische Doppelaxt als Umhänger. Auch sie ohne blassen Schimmer vom griechischen Bezug. Ein Mann? Eine Frau? Ihr Freund??? Die vierte im Bunde verabschiedet sich. Muss auf die Bahn. Statt dessen kommt ein Berater. Legt ein Sabbatjahr ein. Und sattelt auf Entwicklungshilfe um. Ich überrasche auch ihn mit meiner Bildung: Gesellschaft für technische Zusammenargeit hier in Frankfurt. Und Rupert Neudecks Kritik daran: Bürokratie, Planwirtschaft. Ich fürchte, sie halten mich für einen typischen Börsianer. Elitär. Betucht. Arrogant. Dabei stimmt das gar nicht. (Beim Schreiben merke ich: Vielleicht doch etwas?) Ich versuche, den Eindruck zu zerstreuen. Das Gespräch plätschert dahin. Die Neonleuchten werden greller. Die Musik lauter. Die Wand zur Bühne geht hoch. Man sieht die grobe Plane über den Sitzreihen. Die Musik bricht ab. Ausklang. Noch etwas Gespräch. Die Sympathische mit Begleitung bricht auf. Was nun tun? Ein unbeholfener Versuch, Kontakt zu halten. Hätte ich mir schenken können. Sie muss mich jetzt für einen Paolo Pinkel halten. Immerhin. Ich habe es versucht. Beim nächsten Mal werde ich das besser machen. Ich lerne noch. Ich darf solche Fehler machen. Noch.
Und dann sitzen die Schauspieler da am Rand verloren auf den Stühlen. Kein Beifall für sie. Schade. Soll ich hingehen? Ach was, ich mache das dann per Mail. Jetzt jedem die Hand zu drücken wäre ja noch pinkeliger. Und alle Worte würden verfehlt sein.
Wo ist denn hier der Ausgang? Und raus. Kalte Winterluft. Heimwärts! Ich habe es geschafft!
Alles in allem ein tolles Erlebnis. Mir geht so viel im Kopf herum. Ich muss das aufschreiben.
SCHRECKLICH!
Bettina Vollmer / Bettina.Vollmer@web.de
Schon in der 1 Minute der Aufführung wusste ich, dass dieser Samstag - Theaterabend schrecklich werden würde! Ich hatte meinen 16 jährigen Sohn dabei, der das Stück gerade in der Schule gelesen hat, und eine weitere Studentin, und wir alle fanden die Inzenierung einfach grauenhaft. Vor einigen Jahren hatte ich Antigone schon einmal im Schauspiel Frankfurt gesehen, und war begeistert. Die Schauspieler hatten nach griechischer Manier Masken auf... es war einmalig: spannend,klar in der Sprache, wunderbar in der schauspielerischen Ausdruckskraft! Letzten Samstag jedoch fand ich die ohnehin schwierige Sprache Hölderlins sehr schlecht und momoton betont, sodass der Sinn des Stückes einfach nicht verständlich wurde. Die "moderne" Inszenierung(Bewegungen, Bühnenbild, Video) völlig daneben! Man hatte das Gefühl, jemand möchte auf Teufel komm raus "seine Kunst" darbieten, und vergisst dabei völlig seinen eigentlichen Auftrag: das Publikum zu unterhalten, nicht zu quälen! Kein Wunder,dass das Theater leer und der Applaus verhalten war. Man möchte junge Leute zum Theater heranbringen und vergrault sie doch eher! Ich bin ansonsten ein treuer und begeisterter Fan von Schauspiel und Oper Frankfurt! Mit freundlichen Grüßen Bettina Vollmer
Sinnverzerrendes Singspiel
Georg Heyder / georg.heyder@web.de
Unterstellt man, dass Wort und Bild sich ergänzen, harmonisch das Stück in Szene setzen sollen, dann fällt es schwer, die Absicht der Inszenierung zu verstehen. Man erinnerte sich an das Lied von Reinhard Mai zu modernen Inszenierungen: Im Veitstanz versunkene Frauen oder wild, in Socken über die Bühne irrende Akteure in gelben Mäntelchen trugen ebenso zu meiner Irritation bei, wie die an missglückte 12Ton-Musik erinnernde Klangeinlagen. Um sich in die fein herausgearbeitete Zerissenheit der Figuren und die ungewohnte Sprache einzufinden, half ein einfach Trick - Augen zu!
Verstehen ?
a.w. / annette.winderling@gmx.de
Kann man das verstehen ? Hat das eine/r verstanden ? Ich ging ratlos aus der Aufführung hinaus ....
Bernd Siemann / bernd.siemann@freenet.de
Mir hat di9e Aufführung sehr gut gefallen. Teilweise wirkte es wie ein Vexierbild, ich konnte meinen Gedanken und Gefühlen gut mit in Beziehung - von Hö(h)(l)lenangstund -lust bis Che Che ... - setzen. Die unbebquemen Sitze, die Wut darauf, dass mann nicht alles sehen /verstehen konnte, war das Absicht?