Nicht nur eine Kritik...
Das Anderl / AOWehner@aol.com
Am 29 Juli 2006 habe ich mir die letzte Vorstellung in dieser Spielzeit von Schillers „Räuber" im Schauspiel Frankfurt angesehen und möchte hier nun auch meine Eindrücke zu dieser unorthodoxen Version dieses klassischen Bühnenstoffes wiedergeben. Ob dies Sinn macht, vermag ich nicht zu sagen, da es ja wohl nicht sicher ist, ob irgendjemand aus meiner subjektiven Kritik noch für sich selbst etwas für sich heraus zu ziehen in der Lage ist - denn was, wenn das umstrittene Stück in der nächsten Saison gar nicht mehr aufgeführt wird...?! Ich will es dennoch wagen, denn irgendwie hoffe ich schon, dass die Verantwortlichen entscheiden, Schillers Räuber unter der Regie von Peter Kastenmüller wieder ins Programm aufzunehmen!
Warum, dazu gleich mehr - Zuerst jedoch ein kleines Eingeständnis:
Ursprünglich hatte ich gar nicht vor, mir dieses Theaterstück anzuschauen, die Kritik, die man in der Presse und hier auf der Internetseite des Schauspiel Frankfurts lesen konnte, sowie die Aussagen der wenigen Bekannten, die das Stück selbst gesehen hatten, schreckten eigentlich eher ab. Allerdings habe ich mich in ein Mitglied der das Stück begleitenden Bühnenband hoffnungslos „verguckt" und wollte eigentlich in erster Linie nur wegen ihr zugegen sein. Das Stück interessierte mich eigentlich gar nicht so sehr (zu sehr erwartete ich auch eine Art „Vergewaltigung" Schillers) - doch vom ersten Moment an zog mich der seltsame Aufbau dieser SEHR modernen Variante eines eigentlich sehr unzeitgemäßen Stoffes in seinen Bann.
Als modern angelegtes RAF-Stück könnte ich mir Schiller Räuber noch vorstellen, doch diese eigenartig zeitlose (ja fast schon futuristisch anmutende) Umsetzung erschien mir wirklich mehr als strange. Nichts gegen den Golfwagen auf der Bühne, nichts gegen die etwas absurden Querverweise zu Golf- und Tennissport, nichts gegen das immer wiederkehrende leicht grenzdebile Modemeinwahlgeräusch - alles seeeehr absonderlich und nur schwer in Einklang zu bringen mit der eigentlichen Story, aber naja - künstlerische Freiheit halt...!
Dass Gunnar Teuber, der den Franz spielt, erkrankt war und durch einen Ersatz vertreten wurde, der seine Aufgabe angesichts der Umstände recht bewundernswert durchführte, ist bei dieser eigenwilligen Gesamtumsetzung eigentlich schon fast belanglos. Man verzeihe mir unwürdigem Banausen meine Unkenntnis des Namens des besagten Darstellers, aber dass ein Bühnenakteur während eines ganzen Stückes seinen Text vom Blatt liest, weil er nunmal keine Gelegenheit hatte, die gesamte Rolle perfekt auswendig zu lernen, mag in einem anderen Stück als untragbar durchgehen, in Kastenmüllers „Räuber"-Version jedoch könnte dies ohne jeden Zweifel auch ein durchaus beabsichtigter „Normalzustand" sein?! Auf jeden Fall machte der „Ersatz" seinen Job bewundernswert gelassen und professionell. Irgendwie wirkte er dabei sogar noch als einer der sympathischsten Mimen auf der Bühne.
Überhaupt überzeugten mich die meisten anderen Darsteller, die ihren Text perfekt drauf hatten, nicht besonders, konnte man da eine Form von Lustlosigkeit bemerken?! Oder war die manchmal etwas überzogen wirkende Agilität, die man mit etwas bösem Willen schon fast mit der „schauspielerischen Effektivität manch eines GZ SZ-Mimen" vergleichen könnte, pure Absicht? Waren einerseits die etwas müden Versuche, Humor in die Story einzubringen (Stichwort: „Ziggis"), die aber niemanden im Publikum wirklich zum Lachen animierten, andererseits jedoch manch unfreiwillige Komik (etwa die manchmal unglaublich sinnfreie Herumwetzerei auf der Bühne oder Karin Grumeths Einsatz als „rollende Mummenschanz-Mumie") eine Art Reminiszens an das überwiegend junge Publikum, dem man etwas „Action" bieten wollte, um das altmodische Schiller-Stück etwas „aufzupeppen"?
Warum mir das Stück insgesamt dennoch recht gut gefallen hat, mag vielleicht daran liegen, dass ich von Anbeginn an darauf eingestellt war, nicht wirklich Schiller „pur" zu sehen, sondern eher etwas in der Art „sehr frei nach Schiller".
Vielleicht hätte man das Stück von Anfang an unter diesem Aspekt „verkaufen" sollen, dann wäre wohl manche zersetzende Kritik nicht ganz so vernichtend ausgefallen?!
Wenn ich dann aber nicht Schiller in reiner Form gesehen habe, was habe ich dann gesehen? Ich weiß es nicht so genau!
Was ich entdeckte, war eine Menge „Monty Python´s", etwas „Mel Brooks", ein Hauch von „Mad Max" und ein paar Kostüm-Ideen, die jemand eigentlich nur unter dem Einfluss halluzinogener Stoffe gehabt haben kann!
Nicht schlecht insgesamt, diese skurrile Mischung, das einzige, was man hier vielleicht als „etwas störend" hätte empfinden können, waren die Texte, die man doch irgendwie von Friedrich von Schiller zu kennen glaubt?!
Und das Finale? Schwamm drüber. Ich kann nur hoffen, dass das Massensterben in der dargestellten Weise auch wirklich so anarchistisch / humorvoll gedacht war, wie es rüberkam?! DANN war´s gut!
Was mich wirklich begeistert hat, war vor allem Karin Grumeth, die überragende Darstellerin der Amalie, die wirklich alles in den Schatten stellte (bis hin zu ihren minimalistischen, aber eindrücklichen Gesangspassagen, die in einer anderen Rezension hier als eher dürftig beschrieben wurde - ich empfand dies anders). Warum es nötig war, sie im Verlaufe des Stückes irgendwann mal etwas leichter bekleidet auftreten lassen zu müssen, versteh ich zwar wieder mal nicht so recht, aber seit „Lulu" ist man ja so einiges gewohnt. Vielleicht war das die „nötige Portion Sex", die der Regisseur dem „Crime" - den Räubern zugesellen wollte?
Und natürlich (aber vielleicht bin ich her auch etwas voreingenommen?! ) war ich begeistert von der Bühnenband - „Ida Red" - bzw. von der Idee, eine solche auf diese Weise in das Stück zu integrieren wie geschehen.
Hier muss ich Kastenmüller echt loben, die Mischung zwischen Bühnenhandlung und immer wieder unterbrechender bzw. „geleitender" Musikeinsätze haben dem Stück einen ganz eigenen und hochinteressanten Stil verpasst. Vergleichbares würde ich mir auch in anderen Stücken in Zukunft wünschen.
Wenn gestattet, da ich jetzt schonmal an diesem Punkt angelangt bin, hier bei der Gelegenheit kurz etwas in eigener Sache:
Unerreichbare und anbetungswürdige Tina, deine unergründlichen Augen sind ohnehin schon seit Jahren eine Prüfung für meine Seelenruhe, aber seit ich vor kurzem mal ein unverbindliches und doch gänzlich „kundenunorientiertes" Lächeln von dir verspüren durfte, bin ich definitiv um den Verstand gebracht! Angst, dich nicht sehen zu dürfen und Angst, dich zu sehen, weil ich mich dann endgültig zu verlieren drohe! Himmel und Hölle in einem! Wo finde ich nur den Notausgang? Oder um es mit Saint-Exupery zu formulieren: „Könnt´ ich verlieren, was ich fühle, würd´ ich nur dein Lächeln spür´n"!
Zurück zum Stück - ich selbst fand es also interessant genug, um mir in Zukunft wieder vergleichbares anzutun (Wenn sein muss, eben auch ohne die Begleitband „Ida Red" ). In Abwandlung des Slogans „Humor ist, wenn man trotzdem lacht" könnte man vielleicht sagen, „Kultur ist, wenn man trotzdem staunt"?! Das etwas reifere Paar, dass in der ersten Reihe neben mir gesessen hatte, muss dies wohl anders gesehen haben, denn die beiden waren nach der Pause verschwunden, aber vielleicht haben die zwei ja doch noch einen schönen Abend miteinander verbracht?! Meiner jedenfalls war insgesamt nicht mal so schlecht. Auch wenn ich mich das eine oder andere Mal etwas geärgert habe, gewundert habe, erstaunt war, über manchen Scherz nicht lachen konnte, über anderes lachen musste, was sicher nicht witzig gemeint war und wenn ich letztlich auch meine „heimliche Herzensdame", die Frau mit den schönsten Augen des Universums und dem süßesten aller Lächeln, wieder nur aus der Ferne bewundern konnte.
Fazit: Wenn Kunst provozieren soll, dann hat Peter Kastenmüller seine Aufgabe mit Bravour erfüllt. Man darf sich sicher ärgern, man sollte aber immer auch bereit sein, alte Zöpfe mal abzuschneiden und sich neuen Denkweisen anzunähern.
In diesem Sinne: Immer wieder!
"Das Anderl"
"Was sich fragt wofür..."
Malte C. Lachmann
Auch ich habe mir all die negativen Rezensionen durchgelesen, bevor ich mir "Die Räuber" ansah, und hatte sie eigentlich allesamt für von Nörglern geschrieben abgetan, Leute eben, denen modernes Theater nicht zusagt. Da ich aber ein großer Fan von modernen Inszenierungen bin, störte mich das nicht groß... Zu Beginn der ersten Pause aber sah ich die Sache unter einem ganz anderen Licht: Die Inszenierung Kastenmüllers ist platt, die Schauspieler mittelmäßig bis unterirdisch und die Band zwar gut, aber äußerst unnötig! Man möchte meinen, die Idee zur Dramatisierung des Stücks was „Leute, lasst uns was für junge Leute machen! Die mögen es, wenn Leute auf der Bühne sinnlos schreien, platte Nebenhandlungen am laufenden Bande stattfinden und eine Band im Hintergrund spielt!“ Letzteres trifft vielleicht wirklich zu, denn die Band war wahrscheinlich das einzig positive, was man der Sache noch abgewinnen konnte (obwohl ich nicht in ein Theater, sondern auf ein Konzert gehe, wenn ich ein Rockkonzert erwarte). Ansonsten tat das, was da auf der Bühne passierte, annähernd seelisch weh. Teilweise gute Ansätze in der Dramatisierung wurden sofort durch wirres Herumrennen und Herumalbern überspielt. Generell waren aber auch diese Augenblicke guten Geschmacks recht selten und die Projektion, die am Anfang des Stücks auf dem Vorhang gezeigt wurde, hätte auch wenigstens im zweiten Teil der Titel der Umsetzung sein können: „...was sich fragt, wofür...“ Insgesamt also ein ausgesprochener Pseudo-Modernismus, der verwirrt (der „Franz-Teil“ der „Räuber“ ließ sich halbwegs nachvollziehen, wenn auch nur schwer, der „Karl-Teil“ auf der anderen Seite war komplett unverständlich und für Zuschauer, die das Stück vorher nicht gelesen haben, wahrscheinlich absolut missverständlich) und nicht die Message des Plots vermittelt – denn die wurde völlig außer acht gelassen. Da kommt einem in den Sinn „ist ja auch egal, warum die da jetzt alle sterben!“, wenn unter dem Applaus der anderen (schon toten !!!) Charaktere die Schauspieler wie am Band und völlig ohne Grund krepieren und von der Bühne hopsen! Auch die schauspielerische Leistung war mittelmäßig und die Artikulation mancher Darsteller unter aller schauspielerischen Würde! Vor allem der Gesang der „Amalia“ zum Ende der Aufführung kann einfach nur als peinlich beschrieben werden, vor allem im Kontrast zur Band! Zur schlechten Stimmung meinerseits trug dann auch noch zu allem Überfluss das Publikum bei, das laut johlte, wenn sich der Vorhang hob, es sich nehmen ließ, Zwischenrufe zu bringen, wie „Geil, Alter“ und, als „Franz“ auf der Bühne seine Hässlichkeit beklagte, „Stimmt, Mann!“, praktisch nie Ruhe hielt und zu guter letzt auch noch mit Standing Ovations der Farce (wobei das hier viel mehr das Bild der Aufführung als „Tragödie“ beschreibt) applaudierten. Normalerweise bin ich wirklich leicht zufriedenzustellen, ganz im Ernst! Aber das, was da passiert ist, ist für das moderne Theater beschämend und für das (offensichtlich ja beabsichtigt junge) Publikum einfach nur abschreckend! Wirklich sehr schade!!!
Nicht sehr beeindruckend - aber wozu die Aufregung???
Norma Schneider / queen_of_gondor@t-online.de
Bevor ich mir die Räuber ansah, las ich aufmerksam alle (hauptsächlich vernichtenden)Zuschauerkritiken und machte mich auf einiges gefasst. So wirklich toll ist die Inszenierung wirklich nicht, aber wieso diese Aufregung? Nun gut, das bleibt jedem selbst überlassen. Meiner Meinung nach sind die Schwächen der Inszenierung, dass zu sehr auf Effekte und Unterhaltung gebaut wird und die Gags teilweise platt und albern waren. Dennoch macht das zusehen Spaß - mit viel Aufwand und viel Technik wird die Bühne zur wandelbaren Kulisse für ein wildes, rasantes Spektakel. Einige Effekte sind wirklich gut und es gibt auch Witze, über die man lachen kann. Die eigentliche HAndlung geht unter so viel Schnickschnack leider etwas verloren und Zuschauer, die das Stück vorher nicht kannten, konnten dem GEschehen nur schwer folgen. Besonders nach der Pause: Die Situation hat sich plötzlich geändert und Karl ist wieder zuhause bei Amalia, der er sich aber nicht zu erkennen gibt. Meine Begleitung, die das Stück nicht gelsen hat, konnte das aus der Darstellung nicht erschließen. Eine Inszenierung durchaus mit Schwächen aber dennoch unterhaltend und mit einigen guten Ideen. Auch die schauspielerischen Leistungen waren fast ausschließlich sehr gut, nur Gunnar Teuber nuschelte mal wieder ein wenig zu sehr. Besonders positiv auffallend: Daniel Christensen als Wirbelwind Schweizer mit roter Strickmütze. Ich kann es durchaus verstehen, wenn manche diese Inszenierug nicht besonders mögen, aber schlecht oder Schiller beleidigend ist sie wirklich nicht. Und Applaus am Ende gab es auch genug - dazu noch (positive!) Pfiffe und Bravorufe.
Höchststrafe: Kein Applaus.
Guido
Klassiker neu zu inszenieren, modern zu präsentieren, aufzufrischen, mit kargen Bühnenbildern den Blick auf die eigentliche Handlung und das Können der Schauspieler zu lenken - das ist modernes, erfrischendes Theater. Die Inszenierung von "Die Räuber" zeigt jedoch, wie es nicht gemacht werden sollte: Modernisierung um der Modernisierung willen, aus der Kargheit der Bühne wachsen verkitschte Nebenhandlungen, die nichts anderes sind, als überflüssig. Es wird reingepackt, was nur reingepackt werden kann...mal schnallt man sich Bürostühle auf den Rücken, mal wirft man mit einem Grill um sich, mal schnallt man sich Engelsflügelchen um, mal spielt man mit einem überdimensionalen Rahmen und schnattert vor sich hin. Zwischendrin wird über die Bühne gerannt, übertriebene Mimik dargeboten, peinlich am Computer gesessen, wirr in Mikrofone gebrüllt und banalen Witzchen hinterhergehechelt. Und so kommt es, dass man sich als Zuschauer nicht trotz, sondern gerade wegen der modernen Inszenierung wünscht, es möge endlich jemand kommen, der sie schleunigst entrümpelt und von allem überflüssigen Quatsch entrümpeln. Insgesamt eine beängstigend schwache Leistung von Regie und Dramaturgie. Nicht weniger schwach leider die Darbietung der Schauspieler: Im Gegensatz zu einigen wirklich großartigen Stücken der letzten Spielzeit fällt auf, dass die Bühnenbesetzung Rollen spielt, ohne in ihnen aufzugehen, dass sie sich bisweilen des Blödelns hingibt und Ernsthaftigkeit vermissen lässt. Somit am Ende: Höchststrafe, kein Applaus. Schlimmer Abend. Abtreten und tschüss.
Rezesion
Schimm, Nina
Am Mittwoche, den 1.12.04 sah ich in Frankfurt Schillers "Räuber". Es erwartete mich eine sehr bewegte, moderne Inszenierung. Das Bühnenbild, das mit hohem technischen Aufwand gestaltet war, beeindruckte. Viele verschiedenen Ebenen, die mit zahlreichen Nebenhandlungen gefüllt wurden. Ein lebendiges Kunstwerk, das den gesamten Abend meine Aufmerksamkeit genießen sollte, doch verlor ich zeitweise den Verlauf der Rahmenhandlung aus dem Auge, völlig fasziniert von der Vielseitigkeit des Bühnenbildes. Gekonnt eingesetzte, die Aufmerksamkeit der Besucher lockende Lichtführung, sowie die musikalische Untermalung durch eine Rockband. Doch von musikalischer Untermalung war in dieser unkonventionellen Aufführung kaum zu sprechen. Die Musik transportierte Stimmungen, doch so manches Mal führte dies zur völligen Reizüberflutung. Zahlreiche Nebenhandlungen, die Live-Band und eine explosive Haupthandlung führten zusehends bei einigen Besuchern zum geistigen "Abschalten". Diese wurden allerdings durch die akkustische Präsenz der Live-Band schnell wieder gefesselt. Deprimiert stellte ich fest, dass die grandiose schauspielerische Leistung des Franz und des Schweizer häufig zur Nebensache gerieten, da die Nebenhandlungen und die zu hohe Lautstärke der Rockband ablenkten. Nach der Vorstellung zeichneten sich Fragezeichen auf den Gesichtern vieler Besucher ab. Trotz einiger übertrieben wirkender Einfälle Kastenmüllers erreichte er Nachdenklichkeit bei den Zuschauern. Auch nach dem Ende der Inszenierung war die Darbietung bei fast allen Besuchern noch präsent, sie stimmulierte die Nachdenklichkeit des Publikums.
Stella Mlynek
ich ging in das Stück nicht mit allzugroßen Erwartungen, da ich wusste, dass es von verschiedenen Seiten vernichtende Kritiken bekommen hatte. Gespannt war ich trotzdem, eine Freundin hatte es dennpoch interesant gefunden. Was mich jedoch im Schauspiel erwartete übertraf bei weitem das, auf dass ich mich eingestellt hatte zu sehen. Nach und nach drängte sich mir immer mehr der Gedanke auf, dass Schiller hier ... verarscht werden sollte. das Stück mutete mehr wie eine zynische Komödie an, als eine ernsthafte Umsetzung dessen, was und wie Schiller mit seinem Stück wohl zum Ausdruck bringen wollte. Nicht nur wichtige symbolische Bedeutung wurde einfach umgemodelt, auch einfache, offensichtliche Aussagen verloren in dem Stück vollkommen an Kontur oder wurden garnicht erst aufgezeigt. Jüngerem Publikum, dem man das Stück/Schiller wohl näherbringen wollte hat man zwar eine "aktionreiche" Darbietung geboten, aber in keinster Weise Schiller gezeigt.
Dass am Ende alle verbliebenen Darsteller auf der Bühne innerhalb von fünf Minuten unter Jubel und lauter Musik wie die Fliegen wegstarben erschien mir als ein passender Abschluss für das Stück. Dass hier völlig auf irgendwelchen Text verzichtet wurde, kommentierte meine Begleiterin passenderweise mit "wie taktvoll."
Mit allem guten Willen - das war Gewalt an Schiller.
Verlorene Lebenszeit
WK
Leider habe ich dieses Stück gesehen. Das einzige, was ich bei dem Stück vermißt habe war, daß es keine Pause gab, in der man hätte flüchten können. Daß die Schaupieler am Ende überhaupt keinen Applaus erhielten sagt alles über das Stück aus.
Macht es Sinn?
Matze / matthias.braun@loop.de
Ich besuchte "Die Räuber" am 31.11.2004. Ich erwartete eine moderne Inszenierung, aber die, die mich erwartete übertraf selbst meine kühnsten Vorstellungen. Diese "Karlson vom Dach" nachspielende Gang von Jeansräubern hatte wohl nicht mehr viel mit der Sturm und Drang Räuberbande Schillers gemein. Aber mal ehrlich? Muss das Stück deswegen von den Zuschauern verrissen werden. Ich frage mich viel mehr, ob es Sinn macht, ein Stück Schillers in die Gegenwart versetzen zu wollen. Adel und Klerus sind schon lange nicht mehr Herren diesen Landes. Da passte es gut, die Räuber als Koksdealer zu verkaufen. Aber dafür Schillers Stück zu interpretieren und die essenziellen Stellen zu kürzen bzw. gar zu streichen, um eine andere Aussage zu geben, mutet doch etwas seltsam an. Ein eigenes Stück wäre vielleicht besser gewesen. Z.B. "Die Dealer". Jedenfalls war es gute Musik und Schweizer war auch sehr gut, nicht nur Franz Moor...
Peinliche Darbietung
Stefan Wissmann
Ich bewundere das Engagement all derjenigen, die einige Worte der Kritik in dieses Forum gestellt haben. Seien wir aber ehrlich, es lohnt der Mühe nicht! Die Verantwortlichen verspotten sich selbst, verhöhnen uns und bleiben von der vernichtenden Kritik unberührt - dies haben die vergangenen Jahre gezeigt. Es gibt im Frankfurter Schauspielhaus eben kein künstlerisches Spektrum mehr zu sehen, alle "Ideen" kommen aus der gleichen kleinen und dunklen Kammer. In jedem Statement des Forums steckt mehr Geist und Energie als in diesem desaströsen Stück - peinlich!
Schillers "Entwürdigung"
C. Moussa
Zu Schillers 200. Todestag eine Zumutung für Kultur-Interessenten und solche, die es noch werden sollen. Die Deutschlehrer haben unser aller Mitleid verdient. Subventionen für diese Inszenierung..... eine nicht nachvollziehbare Schande, aber dort gestrichen wird, wo es angebracht wäre. (z.B. "Zweite Haut",ein Stück, welches zum Nachdenken und zu Diskussionen im Schulunterricht anregen würde).
...
R. Moser / ralphmoser@web.de
Auch wenn ich eigentlich nicht beabsichtige meinen Eindruck der Frankfurter Kastenmüller Inszenierung hier wiederzugeben, veranlasste der Beitrag meines "Vorredners" mich doch zu einer Äußerung. Darüber ob die Inszenierung gefallen hat kann man sicherlich geteilter Meinung sein, die Ignoranz in Ihrer Kritik aber ist zweifellos geschmacklos. Als „Kultur-Kennender“ (Schon allein die Begrifflichkeit ist grotesk) sollten Sie zwischen Theater und der dramatischen Vorlage unterscheiden können. Welchen gesellschaftlichen Stellenwert hätte das Theater denn, wenn es ausschließlich zur Bebilderung von Geschriebenem diente? Und dann bitte möglichst gut konsumierbar, ohne Ecken und Kanten. Ob die von Ihnen angesprochenen Subventionen in solch einem Fall gerechtfertigt wären, halte ich für fragwürdig. Aber am meisten ärgere ich mich über die Einfältigkeit mit der Sie die Zuschauer, denen die Inszenierung etwas sagen konnte als „Analphabeten“ oder „kulturelle Irrgänger“ abtun. Dass mit dieser Leitkultur-Sehnsucht neue Formen ästhetischer Konstruktionen und das Aufbrechen gewohnter Sehgewohnheiten nicht wahrgenommen werden verwundert nicht, aber lassen Sie doch bitte anderen ihre Freude am Theater.
Für alle, die Schiller nicht kennen!
s.u. / keine@aol.com
Ein kurzer Blick in das Forum genügt, um eine Einschätzung des Stückes zu gewinnen. Alle Beiträge, die in vernünftiger Form und mit literarisch fundierten Argumenten verfasst wurden, sind vernichtend. Die Fraktion der Analphabeten lobt das Stück. Da diese Schiller nicht kennt, ist ein Eintrag ins Forum eigentlich sinnlos - die Macht der Wirtschaft, die Macht der kulturellen Irrgänger, wo ist eigentlich der Unterschied; wir bleiben wort- und machtlos. Eine Schande, dass derartiger Unsinn subventioniert wird! Die modernen Macher, die über keinerlei Bildung mehr verfügen, finden nun leider inzwischen sogar ein Publikum. Oder sind die positiven Einträge doch eher vom Hause selbst verfasst worden? Dies bleibt die letzte Hoffnung der Kultur-Kennenden!
Wie immer...
Tutswaszursache?
...das Publikum wird für blöd verkauft... ohne die (völlig überflüssigen) Hinweise und Deutungen des Regisseurs versteht das Publikum die Aktualität des Stückes nicht... Diese Arroganz herrscht in der Oper und auch im Theater... Das Publikum möchte sich selbst Gedanken über ein Theaterstück machen und diese nicht von einem kranken Gehirn auf Selbstfindungs- und Selbstverwirklichungssuche vorgekaut bekommen... Leider gibt es noch kein "konzertantes" Schauspiel... Das wäre dem echten Schauspiel mittlerweile durchaus vorzuziehen... oder eben zurück zu Brecht und einer leeren Theaterbühne... Die lässt dem Zuschauer seine eigene Phantasie... Es gibt nur eine Antwort: Boykott und die Subventionen für solche Theater streichen... Kunst ist DAS jedenfalls nicht, auch wenn dies einige Pseudo-Intellektuelle meinen...
understaaaaand
bananafingers
Also ich war am 7.10.04 in der Vorstellung und ich war begeistert davon. Man kann auch locker darüber hinwegsehen das das Stück mit dem Namen von Schiller versehen war. Es war modern und endlich mal was anderes! Die Musik war super und man kann viel über das Stück nachdenken. Besonders gefallen hat mir die Stelle bei der sie als Affen über die Bühne gelaufen sind. (Hätte sie gern mal gekratzt) Alles in Allem war es sehr gut! P.S: kann mal nen Profi eine Rezession hier reinschreiben ? wäre cool! understaaannd
SORRY
Ich war gestern Abend (7.10) im Schauspiel und fand die Inszenierung der Räuber total super, auch wenn sie weit weg von Schiller war. Leider aber mussten wir das Theater sehr früh verlassen(noch während des Applauses!!!) was meiner Meinung nach sehr unangemessen war, aber unsere Leiterinnen befürchteten den letzten Zug nach Limburg zu verpassen. Hiermit möchte ich mich dafür entschuldigen und nochmal ein großes Lob aussprechen. Die Schauspieler waren sehr gut und auch die Musik hat gepasst. Also weiter so :)
Geniale Interpretation
Andy
Mit einer derart neuartigen und umwerfenden Interpretation eines Schiller Stückes habe ich nicht gerechnet, als ich mich auf den Weg in das "Große Haus" machte. Mit einer solch aussergewöhnlichen Inszenierung gelang es dem Regisseur mit seinen Schauspielern, der Band und sonstigen Beteiligten "Die Räuber" in die Moderne zu transponieren und durch eine Vielzahl an nahezu chiffre-artigen Bildern den Zuschauer zu verblüffen. Anfangs fühlt man sich dadurch leicht verunsichert, vielleicht auch deplatziert. Doch spätestens nach der Pause wächst das Verständnis und die Begeisterung für das Gebotene! Schaut"s euch an und lasst euch drauf ein!!
Stefanie
Letzten Sonntag hatte ich mir zusammen mit ein paar anderen Klassenkameraden, die Inszenierung des Theaterstückes "Die Räuber" angesehen und mir persönlich hat es sehr gut gefallen. Die Schauspieler fand ich klasse genauso wie die Licheffekte. Endlich mal etwas Abwechslung! Es hat zwar nicht viel mit dem Orginalstück zu tun gehabt, war aber im Großen und Ganzen sehr interressant.
Das Schöne am Theater ist doch, dass es nicht jedem gefallen muss. Natürlich kann man Die Räuber immer so inszenieren, wie das schon so oft getan wurde. Aber wer glaubt, dass man im Theater nur altbekannte Inszenierungen findet, der ist dort doch nun wirklich fehl am Platze. Ob einem das Stück nun gefällt oder nicht, von "Betrug am Publikum" kann ja wohl keine Rede sein.
Kastenmüller, nicht Schiller
Dr. Weiser
Wir haben uns an Enttäuschungen im Frankfurter Schauspielhaus gewöhnt, aber dieses Desaster ist unerhört! Die Regisseure und Dramaturgen des Hauses seien bitte so redlich, ihre eigenen Werke auch unter dem eigenen Namen zu publizieren. Wer sich hinter dem Namen Schiller versteckt, unter seinen Namen einlädt, dessen Werk aber nicht kennt oder aber bewusst zerstört, der handelt nach dem Prinzip der arglistigen Täuschung.
Mit freundlichen Grüßen Dr. Weiser
Schiller und Goethe in Frankfurt
Freya Klein / FreyaDietrich.Klein@t-online.de
Am Donnerstag habe ich zusammen mit 21 Schülern der Theater-AG des Lessing-Gymnasiums "Thespis-Karren" die Inszenierung von Schillers "Die Räuber" gesehen. Nein, ich meinte vorher, wir würden Schillers Stück sehen. Dabei bekamen wir ein Stück zu sehen, das mit sehr viel Aufwand und wohl auch sehr viel Geld mit "großem und kleinem Himmelslicht" inszeniert wurde. Schauspieler und Gerätschaften wurden hin- und herbewegt, es wurde mit großartigen Installationen unendlich viel Lärm gemacht, so daß die wenigen Schillerworte, meistens auch noch in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit gesprochen, kaum verstanden werden konnten.
Über die Qualität und die Absicht dieses gebotenen Spektakels will ich mich nicht äußern. Es sei Ihnen erlaubt, die Theaterstücke irgendwelcher Möchtegerndramatiker zu inszenieren, aber "vermarkten" sollten Sie diese bitte mit neuem Titel und nicht mit Schillers Namen.
Ich frage mich aber, ob Sie und von wem Sie die Erlaubnis haben, tausende von Zuschauer, vor allem Deutschlehrer und ihre Schulklassen zu täuschen, denn diese gehen in Ihre Aufführung, um Schillers Drama zu sehen, nicht um die Phantasien des Dramaturgen mitzuerleben.
Es ist empörend, daß in Frankfurt ein Theater mit einer hochwertigen Inszenierung des "Wilhelm Meister" seine Stromrechnung kaum bezahlen kann, an der Existenzschwelle arbeitet und dabei ausgezeichneten Kunstgenuß bietet, während ebenso in Frankfurt "Das Schaupiel" sich leistet, auf solch eine skandalöse - auch betrügerische - Weise Kraft, Geld und Material zu vergeuden. Dem Publikum tun die Schauspieler leid, deshalb applaudiert es. Auch ist die Applausheische am Ende richtig widerlich! Lassen Sie den Vorhang fallen, dann werden Sie erleben, wieviele "Vorhänge" Sie bekommen.
Und das soll zu Schillers Ehren zu seinem 200. Todestag gespielt worden sein! Pfui über die Erben!
Mit freundlichen Grüßen Freya Klein
Leider enttäuschend
Klaus Schmidt / gordon_fr@freenet.de
Die Inszenierung wird dem grossen Vorbild in keiner Weise gerecht. Die Schauspieler bleiben (mit Ausnahme des Franz) farblos und scheinen sich ebenso unwohl zu fühlen wie die Zuschauer. Warum die Räuber als Verkörperung der Ideale des Sturm und Drang als quasi Skinhead-Gang auftritt ist mir unverständlich und finde ich ärgerlich. Insgesamt: Schade, schade, da gerade die Hamlet Aufführung mich total begeistert hatte. Also bitte: So nicht mehr!