¯Zurück
 
Spielplan


Termine Großes Haus:

11. / 13. / 14. / 15. / 21. / 22. Oktober 2006
05. / 18. November 2006
09. Dezember 2006
20. / 21. Januar 2007
17. / 25. Februar 2007
03. März 2007
28. April 2007
16. Juni 2007
10. / 11. November 2007
17. / 18. Mai 2008

Bildergalerie (11 Bilder) />

Weitere Infos

Hauptartikel Die Orestie />
Gordana Kosanovic-Theaterpreis für Karin Neuhäuser />
Leserbrief von Michaela Eibensteiner an die Frankfurter Allgemeine Zeitung
Pressestimmen />
schauspielfrankfurt-Orestie nach Griechenland eingeladen />

Weiterführende Links:

Die Orestie (Vorschau) />

Zuschauer-Rezensionen lesen />

Die Orestie

Leserbrief von Michaela Eibensteiner an die Frankfurter Allgemeine Zeitung


An die
Rhein-Main-Zeitung
Herrn Dr. Günter Mick





Die Orestie am Schauspiel Frankfurt, Premierenbesprechung von Matthias Bischoff am 16.10.2006


Ich bitte Sie, folgenden Leserbrief zu veröffentlichen:

„Besser hätte man, wie Matthias Bischoff selbst noch zutreffend eingangs in seiner Besprechung detailliert ausführt, die „Ernüchterung hierzulande“ über die real existierende Demokratie“ kaum dingfester machen können“, als am Beispiel der Orestie des Aischylos. Weshalb er dann aber der Regisseurin unterstellt, daß sie an „die Verwandlung des barbarisch-archaischen Blutrechts in zivilisatorische Rechtssprechung nicht im geringsten glaubt“, ist für mich nicht ersichtlich, nachdem ich mit größter Begeisterung diese in zahlreichen Sequenzen von Esprit und Nachdenklichkeit nur so sprühende Regiearbeit gesehen habe: Das anrührende erschütternde letzte Gespräch zwischen Klytemnestra und Orest mit letzter Zigarette und mit vor Angst zitternden Händen, oder das von Orest bei seiner Ankunft in Agamemnons Palast benutzte Easy-Englisch anstelle der Phokersprache, oder der mit Kindern besetzte, in unglaublicher Rythmik großartig intonierte Chor und mit einer zum Erlebnis werdenden Darstellung des Chorführers durch Falk Rockstroh, oder der genial ins TV-Show Milieu verlegten Gerichtsverhandlung... Man könnte gerade so weitermachen.

Schließlich kann der Regisseurin doch nicht die Entwicklung angelastet werden, welche die Zivilisation in den zurückliegenden 2500 Jahren genommen hat und die nicht eben gerade als nicht stark veränderungsbedürftig anzusehen ist. Sollte der Bote, der die schlechte Nachricht überbringt schuld an der schlechten Nachricht sein?

Selbst die unverdächtigsten Exponenten unserer Zeit vom Papst bis zum Bundespräsidenten beklagen die mittlerweile umfassende Vereinnahmung und Trivialisierung des öffentlichen und nicht öffentlichen Lebens durch die mediale Omnipräsenz. Und von der angestrebten Herrschaft des Volkes, wie es der Gedanke der Demokratie vorsieht, ist doch bis jetzt, auch gerade als Folge des Vorgenannten, auch noch nicht gerade viel rübergekommen. Oder? Und daß die Mächtigen und ihre Lakaien unser aller gesellschaftlichen Raum zur Spielwiese der Befriedigung Ihrer Macht- und Eigeninteressen benutzen, pfeifen mittlerweile doch auch alle Spatzen von allen Dächern. Dies vorausgeschickt, kann ich nur sagen: Diese Orestie im Schauspiel Frankfurt ist ein ganz großer Wurf und wer dieses Erlebnis verpaßt, den kann ich nur bedauern. Und all das vor unserer Haustür. Chapeau Frau Intendantin, die uns dieses Erlebnis möglich gemacht hat.

Hochinteressant in diesem Zusammenhang die bald wieder zu sehende geniale Elektra, eine Tür weiter in der Oper Frankfurt.

Mit freundlichen Grüßen

Michaela Eibensteiner